„Wie in einer richtigen Familie“

Alles begann vor zehn Jahren, als eine Gruppe beruflich verbundener Mitarbeiter um Sandra Freudenberger und Udo Nobili nach einer angemessenen Betreuung für ihre Kinder suchten. Diese sollte unbedingt in Wohnortnähe sein, alle Beteiligten lebten schon immer in Mannheim und waren hier verwurzelt. Familiär sollte es zugehen, nicht zu groß und unruhig sollte es sein und dem humanistischen Menschenbild verpflichtet. Schnell merkte man: eine solche Betreuung gibt es nicht. Was also lag näher, als eine eigene Betreuung zu organisieren? Viel könnte man denken. Aber von Stress und Unwägbarkeiten ließ sich die heutige erste Vorsitzende und Geschäftsführerin von InFamilia e.V. Sandra Freudenberger nicht abschrecken.Was als Idee begann und zum Plan wurde, ist heute ein gemeinnütziger Verein mit 70 Festangestellten und eigenen Häusern, in denen Kinder von 0 bis 3 Jahren in der Kindestagespflege betreut werden,dem Wiesenkindergarten „Bullabü“, einer Schulkindbetreuung und für Feudenheimer Grundschulkinder. Ein weiterer Baustein sind die sozialpädagogischen  Programme, wie die Familienhilfe, eine intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung, Erziehungsbeistandschaft und ganz neu im Programm für das Jugendamt Rhein- Neckar-Kreis: die aufsuchende Familientherapie.

InFamilia ist auf Expansionskurs

Famil

Weitere Standorte sind im Aufbau: InFamilia-Kindertagespflege gibt es inzwischen auch in Brühl, Plankstadt, Schwetzingen und Dossenheim. Mit allen Gemeinden wurden Kooperationen abgeschlossen und „im Rhein-Neckar-Kreis klappt die Zusammenarbeit bestens“, erzählt Sandra Freudenberger. In Mannheim sieht es dagegen anders aus. Bekommen die Eltern in den übrigen Gemeinden großzügige Zuschüsse, so trage man in Mannheim, dem eigentlichen Standort, das „volle finanzielle Risiko. Wir erfüllen der Stadt Mannheim den Rechtsanspruch auf Kindergartenplätze – und zahlen auch noch dafür“, betont Freudenberger. Und obwohl das nicht zufriedenstellend klingt, ist das Team mit vollem Einsatz und Begeisterung dabei. In der „Villa Mondschein“, einem Einfamilienhaus in Laufnähe zum neu angelegten Landschaftspark der kommenden „Buga“, werden bis zu 12 Babys und Kleinkinder von drei angestellten Tagesmüttern betreut. „Wie in einer richtigen Familie“, erklärt Sandra Freudenberger. In einem überschaubaren Rahmen wird hier gespielt und gekocht, gesungen und geschlafen. Es gibt eine Küche und ein Badezimmer – keinen großen Waschraum wie in einer Krippe. Nebenan ist die „Villa Sonnenschein“, hier haben ebenfalls 12 Kinder Platz.

Als der Stadt Kindergartenplätze fehlten, sprang InFamilia spontan ein. Warum nicht noch einen Kindergarten gründen? Vielleicht sogar einen Waldkindergarten …? Gute Idee, fanden alle. Aber einen Wald gab es in der Nähe nicht, dafür viele wunderbare Wiesen und Äcker. Auch hier musste man auf die Unterstützung der Stadt verzichten. „Die Ansprechpartner im Rathaus schlugen uns ein Gebiet unter einer Autobahnbrücke vor …“ Erst ein eigener Aufruf in der Tageszeitung brachte das gewünschte Ergebnis und so konnte der Wiesenkindergarten „Bullabü“ auf einer idyllischen Streuobstwiese, zwischen Kleingärten und Hühnerställen gegründet werden. Zwei Bauwagen wurden gebaut, ein Spielplatz und Wege zwischen den Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbäumen wurden angelegt. Ein kleines Paradies.

Nicht weit entfernt wurde ein komplettes Wohnhaus für die Schulkindbetreuung angemietet. In der „Schülerbetreuung Villa Morgentau“ wird mittags gemeinsam gekocht, dann werden Hausaufgaben gemacht, anschließend gehen die Kinder zum Sport- oder Musikunterricht oder werden von den Eltern abgeholt. Haben Kinder Probleme zuhause oder in der Schule, wird gemeinsam mit den Eltern nach Lösungen gesucht. Auch deshalb war man bei InFamilia „glücklich und stolz“, als der Verein im vergangenen Jahr den mit 5000 Euro dotierten „Fuchs Förder Preis“ gewann. „Es gibt immer wieder Kinder, die brauchen noch etwas mehr Unterstützung und Zuwendung, sind unruhig und haben vielleicht Probleme sich in der Schule zurechtzufinden“, erklärt Sandra Freudenberger. Dank des Preises kann eine Gruppe von fünf Kindern einmal in der Woche zu einem „Pony-Projekt“ aufbrechen. Unter dem Motto: „Lernen mit Ponys geht es nach den Hausaufgaben auf zum Pferdehof nach Wallstadt-Vogelstang. Hier warten nicht nur geduldige und süße Ponys auf die Kinder, ausgebildete „Tiergestützte Therapeuten“ unterstützen das Projekt vor Ort.

bw // Fotos: Fotolia, bw

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