Es ist doch seltsam: Alle Kinder sind gerne draußen in der Natur. Wenn‘s ans Wandern geht, wird aber oft jeder Schritt zur Zerreißprobe für die ganze Familie. Da hilf nur eins: Üben, üben, üben. Denn Spaziergänge mit der ganzen Familie sind die schönste und – nebenbei bemerkt – auch die kostengünstigste Art und Weise, Zeit miteinander zu verbringen. Im Herbst, wenn der Wald sich von seiner bunten Seite zeigt, Pilze und Kastanien nur darauf warten, eingesammelt zu werden, dann macht ein Familienausflug gleich noch mehr Spaß.
Wir haben schöne Wanderziele in der Region zusammengestellt und mit ein paar unserer Motivationstricks können alle, auch von kleinen Kindern, gut gemeistert werden.
Motivation ist alles!
Für kleinere Kinder
Der Gummibärchenbaum
Jede wanderfreudige Familie braucht einen. Wer auf seinen Pfaden regelmädie gleiche Stelle passiert, der kann an einer geheimen Stelle einen Gummibärchenbaum installieren. Dort hängt dann auf wundersame Weise immer ein kleines Tütchen Gummibärchen, sobald das Kind tapfer bis zum Baum gewandert ist. Achtung, einmal damit angefangen, sollten Eltern dann auch immer etwas dabei haben und geschickt platzieren, bevor der Nachwuchs am Baum ankommt. Denn wer den Baum einmal eingeführt hat, der sorgt für großen Frust, wenn der mal keine „Früchte“ trägt.
Für größere Kinder :
Geocaching
Die Zeiten, in denen man zum Geocachen ein teures GPS-Gerät brauchte, sind vorbei. Es gibt sogar kostenlose Apps fürs Smartphone, zum Beispiel „OpenCaching“ oder „Geocaching“. Die kostenlose Version der App „Geochaching“ zeigt versteckte Schätze in der direkten Umgebung an. So wird jede Wanderung gleichzeitig zu einer kleinen Schatzsuche. Kinder ab acht Jahren können die mit ein wenig Unterstützung problemlos meistern und in unserem Verbreitungsgebiet sind haufenweise Schätze versteckt.
Für alle Kinder:
Süße Ziele
Ein Ziel mit einer Belohnung vor Augen macht müde Kinder munter. Wer seine Wanderung mit einer kleinen Einkehr krönt, hat es unterwegs leichter. Und eine heiße Schokolade oder ein Eis in einem schönen Café schmecken nach einem kräftigen Spaziergang in der Natur doppelt gut.
Sammeln
Herbstzeit ist Pilzzeit: Selbst, wer sich nicht zutraut, gefundene Pilze zu essen, Pilze suchen macht trotzdem Spaß. Am besten hat man auch immer einen kleinen Pilzratgeber im Gepäck, zum Beispiel aus der Reihe Ensslins kleine Naturführer „Pilze im Wald und auf der Wiese“ das Bestimmen macht immer Spaß und trainiert den Blick für Details. Gibt’s keine Pilze, dann sammelt Zapfen, Eicheln, Steine, bunte Blätter. Damit lässt sich nach der Wanderung wunderbar basteln.
Spielen
Spielen, spielen, spielen heißt das Zauberwort auf einer Wanderung. Wer wirft den Zapfen am weitesten, wer trifft den Baum am Wegesrand, wer findet die meisten Käfer? Unterwegs lassen sich regelmäßig
kleine Spiele einbauen. Das macht nicht nur Spaß, das schult auch die Koordination. Wer nicht ständig stehenbleiben will, der spielt „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ oder „Ich packe meinen Koffer“. Schult gleichzeitig das Gedächtnis.
Komm, ich erzähl Dir eine Geschichte
Natürlich ist es für Kinder endlos langweilig, schweigend durch den Wald zu laufen, während ihre Eltern Erwachsenenthemen diskutieren. Fast zu jedem Ort in unserer Region gibt es spannende Geschichten
und Sagen. Einfach vorher schlau machen. Auf dieser Homepage http://jo.jimdo.com/sagen-des-odenwaldes/ hat der Rentner Joachim Größer allerlei Geschichten und Sagen aus dem Odenwald zusammengetragen. Außerdem gibt es einen kleinen Exkursionsführer für Kinder kostenlos als pdf-Datei.
Ausgewählte Wanderrouten
Himmelsleiter Heidelberg,
Königstuhl
(Für drei bis siebenjährige Kinder)
Wir starten auf dem Parkplatz etwas oberhalb vom Heidelberger Schloss. Hier beginnt die Himmelsleiter, eine steile Bundsandsteintreppe, die mit 1200 grob gehauenen Stufen direkt bis auf den Heidelberger Hausberg, den Königstuhl führt. Der Weg ist sehr steil, an manchen Stellen gleicht er einer Klettertour, aber für Kinder ist der Aufstieg ein echtes Erlebnis. Oben angekommen sind zwar alle aus der Puste, dafür wird man mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Ein paar Meter weiter befindet sich die Falknerei „Tinnunculus“. Von April bis Oktober gibt es hier zweimal am Tag eine beeindruckende Flugvorführung. Wer vom Wandern noch nicht genug hat, der kann noch eine drei Kilometer lange Runde auf dem Walderlebnispfad drehen. Hier gibt es allerhand Kunstwerke und Musikinstrumente aus Naturmaterialien zum Bestaunen und zum Ausprobieren.
Kleine Kinder können auch mit einem Besuch im Märchenparadies auf dem Königstuhl belohnt werden (Achtung, bei schlechtem Wetter geschlossen). Anschließend geht es entweder mit der Bergbahn abwärts oder auf breiten und bequemen Wanderwegen hinab in die Stadt. Ein Abstieg über die Himmelsleiter ist mit sehr kleinen Kindern nicht zu empfehlen. Runter ist nämlich schwieriger als hoch. Auch bei Nässe sollte man die glitschigen Steine meiden.
Geocaching: Ja
Himmelsleiter bis zum Königstuhl: Ca. 2 Kilometer (Klingt wenig, ist aber steil)
Mannheim-Brühl,
ein Naturparadies am Rhein
MaVon der Anfahrt darf man sich nicht verwirren lassen. Die Fahrt durch das Mannheimer Industriegebiet am Hafen ist deprimierend, sofern man nicht zu den erklärten Industrieromantikern gehört. Umso überraschender ist dann die Wildnis, die Spaziergänger am Ende der Antwerpener Straße nach einem kleinen Stichweg in den Wald, direkt zum Rheinufer erwartet. Ein wildromantisches Naturschutzgebiet
voller wunderschönen Wiesen, Moore und einem verwilderten Waldgebiet bietet Raum für Streifzüge unterschiedlicher Länge. Ein Ausflug an den Rhein ist deshalb vor allem mit kleineren Kindern hervorragend geeignet. Aber Achtung: bei Hochwassersind einige Wege nicht passierbar.
Geocaching: Ja
Einfache Strecke: Ab 4 Kilometer
Auf dem Weg zum Goldkopf
Die Wanderung zum Goldkopf in Weinheim ist wunderschön. Start ist am Waldparkplatz oberhalb des Bodelschwingh-Heims. Dort geht es direkt in den Wald hinein, nach der ersten Wegkreuzung rechts und gleich wieder rechts. Nach 200 Metern erscheint das Bruno-Fritsch-Haus, wo wir links abbiegen und schon den ersten „Gipfel“erklimmen; den geschichtsträchtigen Judenbuckel, von wo aus der Blick weit über die Rheinebene hinaus schweifen kann. Weiter geht es geradeaus, die nächste Wegkreuzung wird gar nicht beachtet und kurz darauf geht es bergauf und gleich links. Nach gut 200 Metern gabelt sich der Weg und da wir nach oben Richtung Goldkopf wollen, halten wir uns rechts. Es ist ein gemütlicher Forstweg und daher auch kinderwagentauglich. Vorbei an Zedern, Kiefern und Fichten, seltenen Laubbäumen und sogar japanischen Gewächsen erreicht man eine halbe Stunde später den Goldkopf. „Hoch oben“, nämlich ganze 324 Meter über dem Meeresspiegel, findet sich eine Hütte, von wo aus erneut ein guter Blick auf die Rheinebene möglich ist. Spannend für Kinder ist vor allem alles abseits der Wege, das komplette Unterholz bietet sich zum Rumstreunern an. Wen die Füße nicht mehr so weit tragen, der legt den Rückwärtsgang ein und kehrt zurück. Ansonsten kann man auch geradeaus bis zur nächsten großen Wegkreuzung laufen und dann links abbiegen. Immer der Nase nach den Berg runter, bis man am Waldschwimmbad am östlichen Ortsausgang von Weinheim landet. Von dort kann man mit dem Bus zurück oder die knapp zwei Kilometer zur Innenstadt auch zu Fuß zurücklegen.
Von der Ursenbacher Höhe durch die Spatschlucht
(Für sieben bis 12-jährige Kinder)
Auch diese Wanderung ist etwas anspruchsvoller und nur für größere Kinder ab etwa sieben Jahren geeignet. Sie ist ein Teil der Geo-Naturpark-Pfade Weinheim mit dem Titel „Steine, Schluchten, Sagen“ und verbindet eine für Kinder anspruchsvolle Tour mit spannender Geschichte rund um den Bergbau in unserer Region. Start ist auf dem Parkplatz an der Ursenbacher Höhe am Fuße des Eichelbergs. Von
dort geht es in Richtung Schriesheim über das „Obere Griet“, die „Lange Schaar“ und die beeindruckende „Spatschlucht“ zum „Hermannsgrund“ und auf dem Rundweg (L) wieder zurück.
Geocaching: Nein
Rundweg: Rund 11 Kilometer
Von Fürth zur Burg Lindenfels
(Für drei bis siebenjährige Kinder)
Für etwas größere Kinder ist diese wunderschöneTour durch den Odenwald geeignet. Wir starten am Fürther Bahnhof.Von dort geht es über den Fürther Kunstweg ins schöne Lindenfels. DerBesuch der Burgruine ist für Kinder und Erwachsene ein Erlebnis. Unser Tipp: Das kleine, aber feine Drachenmuseum im „Haus Baureneck“, In der Stadt 2 in Lindenfels ist ebenfalls einen Besuch wert. Der Eintritt ist sehr kostengünstig und die Mitarbeiterinnen geben sich viel Mühe, Kinder und Erwachsene von ihrer Sammlung zu begeistern. Zurück geht es dann über Krumbach und Kröckelbach wieder zum Ausgangspunkt.
Geocaching: Ja
Rundweg: 11 Kilometer
Bilder und Texte: shy // Aufmacherbild: Fotolia