Wasserkocher kaputt? Weg damit. Das Radio krächzt leise vor sich hin? Braucht keiner mehr. Wirklich? Ist alles, was kaputt ist, nichts mehr wert? Wohl kaum. Eine Meinung, die sich immer mehr durchsetzt und die mittlerweile in vielen Repair Cafés gelebt wird. Hier treffen sich Menschen, die Interesse daran haben, kaputte Dinge anderer Menschen zu reparieren.
Was 2009 in Amsterdam begann, schwappt wie eine Welle über das Land, die nächsten Repair-Café-Projekte in der Region befinden sich in Heidelberg und
Mannheim. Es ist kein Laden, den man betritt, einen Reparaturauftrag erteilt und wieder geht. Es sind vielmehr Treffen von Menschen, die das Reparieren nicht verlernt haben, die gerne den Schraubenzieher in die Hand nehmen und denen es nicht egal ist, wenn der Toaster mal wieder Funken spuckt. Es sind viele ehrenamtlich tätige Menschen ohne Anstellung, Rentner, aber auch echte Freaks, die sich bei solchen Treffen einfinden und mit ihrem Know-how zur Seite stehen. Unter ihnen sind auch jede Menge Fachleute, vom Elektriker bis zur Schneiderin ist so ziemlich alles dabei. Bei Treffen wie diesen werden beispielsweise Hosen und Fahrradschläuche geflickt, Radios und irgendwelche anderen Elektrogeräte repariert und vor allem jede Menge nette Gespräche geführt. Alle Teilnehmer eint der Grundsatz „Global denken – lokal handeln“ und das oftmals fast vergessene Wissen, defekte Geräte wieder fit zu machen. Repair Cafés sind daher Orte der Wertschätzung und stellenweise auch eine Art des Protests gegen die teils ausufernde Wegwerfgesellschaft. Es geht darum, durch ein verantwortungsbewusstes Verhalten Müllmengen zu reduzieren und die Energiemenge, die für die Herstellung neuer Geräte
erforderlich ist, einzusparen.
Es ist ein kleiner Schritt zu einer nachhaltigen Gesellschaft, der zudem noch äußerst kommunikativ ist. Und wenn es im Repair Café mal nicht weitergeht, dann wird gerne auch auf die wenigen Fachbetriebe verwiesen, die sich um Reparaturen aller Art kümmern. Somit zieht das Argument, Repair Cafés würden vor allem kleineren Betrieben Aufträge wegnehmen, nicht wirklich. Und wer einmal bei einem solchen Repair Café mit dabei war, der will die Erfahrung nicht mehr missen. Vor allem das Gefühl, etwas repariert zu haben, was in der Folge auch dauerhaft wieder funktioniert, ist unbezahlbar. Und das ist gut so, denn auf eines kann im Repair Café komplett
verzichtet werden: Geld.
sf // Bild: Getty Images, John Yakscoe
Kontakt:
Im Heidelberger Repair Café helfen fachkundige Laien bei Kaffee und Kuchen, Elektrogeräte, Computer, Fahrräder, Möbel und vieles mehr zu reparieren. In regelmäßigen Abständen organisieren Ökostadt Rhein-Neckar, der BUND Heidelberg und die Transition Town- Initiative Heidelberg ein Repair Café. Und zwar im Haus der Jugend, das nächste Treffen ist für Anfang Juli vorgesehen. Kontakt am besten über Facebook (Repair Café Heidelberg) oder über eine der folgenden Internetseiten:
oekostadt.org
bund-heidelberg.de
transition-heidelberg.org
repaircafe.de
Info:
Repair Café ist eine 2007 in Amsterdam ins Leben gerufene Initiative. Seit 2007 setzt sich Martine Postmann vor allem für Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene ein. Das erste Repair Café entstand 2009 in Amsterdam. Es war ein großer Erfolg und mündete in der 2010 ins Leben gerufenen Stiftung „Stichting Repair Café“. Es ist eine Non-Profit-Organisation, die lokale Gruppen im In- und Ausland beim Aufbau eines eigenen Repair Cafés professionell unterstützt.
Weitere Infos auf: repaircafe.org/de