Orang-Utan Berani ist Besuchermagnet Mutter Sari ist nun regelmäßig mit ihrem Nachwuchs zu sehen
In den letzten vier Wochen kamen viele Menschen in den Zoo mit einem ganz bestimmten Ziel: Sie wollten den kleinen Orang-Utan sehen. Denn auf ein Orang-Utan–Baby haben die Heidelberger Zoobesucher seit 22 Jahren gewartet. Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt machte sich die junge Mutter im Schaugehege noch sehr rar. Doch in den letzten zwei Wochen hatten immer mehr Zoobesucher das Glück, Sari mit ihrem Sohn Berani beobachten zu können. „Gerade weil Sari fast den ganzen Tag die Wahl hat, ob sie sich im Schaugehege oder im Ruhebereich aufhalten will, ist sie nun im Umgang mit den Besuchern völlig entspannt“, freut sich Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann. Und ist mal zu viel Trubel im Affenhaus, zieht sich Sari mit ihrem Baby lieber zurück oder versteckt sich und Berani unter ihrer Lieblingsdecke. Für die Besucher heißt das dann warten oder später noch mal wiederkommen. Die 13jährige Sumatra-Orang-Utan-Dame hat zum ersten Mal Nachwuchs bekommen. „Sie macht das großartig“, berichtet Tierpfleger Norman Hänel. „Sari ist eine sehr gute Mutter, die sich liebevoll um ihr Junges kümmert.“ Gemeinsam mit dem Kindesvater Ujian (22) und Mitbewohnerin Puan (27) lebt Sari seit 2011 in Heidelberg.
Nachdem Ujian und Puan die Möglichkeit hatten, den Nachwuchs getrennt durch ein Gitter durch Riechen und Tasten kennenzulernen, wagten die Tierpfleger zuversichtlich den nächsten Schritt: Die Zusammenführung der Gruppe. „Puan zeigte sich gleich sehr interessiert“, erzählt Norman Hänel. „Wenn sie jedoch meinte, sich in die Erziehung einmischen zu müssen, erhielt sie umgehend eine Zurechtweisung von Kindesmutter Sari. Ujian jedoch interessiert sich nicht sonderlich für das Neugeborene. Wie in der freien Wildbahn überlässt er die Jungenaufzucht lieber dem weiblichen Geschlecht.“
Oftmals kann man beobachten, dass Puan die junge Mutter „groomt“. „Grooming“, besser bekannt unter dem Begriff „Lausen“, dient nicht nur der Fellpflege, um beispielweise Schmutz und Ungeziefer loszuwerden. Das Ritual hat eine wichtige soziale Bedeutung und fördert die Entspannung. Es dient dazu, Freundschaften zu pflegen, Zusammenhalt zu demonstrieren und sich den Beistand von Gruppenmitgliedern im Fall von Streitigkeiten zu sichern. Für Puan ist es eine gute Gelegenheit, ganz nah bei Mutter und Kind zu sein und alle Lebensäußerungen des Kleinen mitzubekommen. Der hat übrigens eine enge verwandtschaftliche Beziehung zum Neckar: Sein Großvater Sandokan wurde im Zoo Heidelberg geboren und seine Urgroßeltern sind Munna und der unvergessene Nogger.
Orang-Utans leben ausschließlich in Asien und kommen heute nur noch im Norden Sumatras und auf Borneo vor.
Der Sumatra-Orang-Utan, der mit einer kleinen Gruppe im Zoo Heidelberg vertreten ist, wird von der Weltnaturschutzunion IUCN als eine der 25 am stärksten vom Aussterben bedrohten Affenarten eingestuft und steht somit auf der Roten Liste. Als Hauptgründe zählen der illegale Handel, Wilderei und der Verlust des Lebensraumes. In den letzten 20 Jahren verloren die „Waldmenschen“ vor allem durch die Abholzung von Regenwald etwa 60 Prozent ihres Habitats