Meine beste Freundin, ihre Tochter und ich

beste FreundinDie Vögel zwitschern, die Sonnenbrillen befinden sich auf den Nasen und an den Eisdielen stehen die Sonnenanbeter wieder Schlange. Mitten unter ihnen: Paulina. Sie lässt sich das erste Eis des Jahres im Freien natürlich nicht entgehen. So macht es ihr auch nichts aus, sich geduldig anzustellen und zu warten, wenn man danach mit dieser zuckersüßen Süßigkeit belohnt wird. Mmh, lecker! Noch vor drei Jahren standen ich und Tina – damals mit Paulina schwanger – in eben dieser Schlange und verputzen eine doppelte Portion Eiscreme, jede von uns. Heute sind wir schon zu dritt, denn auch Paulina kann Eis kaum widerstehen.

Die Tage werden ohne Regenpfützen, Matschhose und Co. also endlich wieder aufregender. Wobei Paulina sich momentan auch die Nächte „spaßig“ gestaltet. Jedenfalls für sie.

Paulina ist ziemlich nachtaktiv und wandert von ihrem Zimmer ins Schlafzimmer ihrer Eltern. „Sie kommt oft zu uns rüber und denkt, dass es helllichter Tag ist“, sagt Tina. Ein Beispiel: Paulina knipst nachts im Kinderzimmer ihr Licht an und ruft nach Tina, die sich schlaftrunken auf den Weg macht. Im Kinderzimmer liegt Paulina dann unter ihrer Decke und ruft ganz laut „Piep“. „Sie hatte sich versteckt und ich sollte sie suchen … morgens um halb fünf“, sagt Tina und gähnt leise in sich hinein. „Oder sie kommt zu uns ins Schlafzimmer rüber gelaufen und sagt: ,Hallo Mama, hallo Papa. Ich bin jetzt da.‘ Dann wird es eng“, sagt Tina. So kann es schon mal vorkommen, dass sich Paulina im Elternbett ausstreckt, quer über die Bettbreite liegt und sich Markus und Tina an den jeweiligen Bettkanten festkrallen, um nicht aus dem Bett zu plumpsen.

Paulina hat ihren eigenen Kopf, was sie schon öfter gezeigt hat. Kleine Zickereien bleiben da nicht aus, zum Beispiel darüber, wann man Schuhe anziehen sollte und wann nicht. Denn wenn die Sonne scheint, dann ist Paulina der Meinung, dass es dann direkt auch warm genug ist, um auch barfuß laufen zu können. Wie blöd, dass Mama da oft anderer Meinung ist. Momentan ist Paulina aber auch auf Kuschelkurs. „Seitdem sie beim Ultraschall-Termin dabei war, ist sie ganz Feuer und Flamme und erzählt viel von dem Baby.“ Auch abends bleibt das Baby für Paulina das Thema Nummer eins.

Ich: „Wie bereitet ihr Paulina denn auf ihre Rolle als große Schwester vor?“

Tina: „Wir lesen abends gemeinsam ein Buch, das erklärt, wie es ist, wenn die Familie bald zu viert ist. Seitdem wir das machen, habe ich das Gefühl, dass sie es viel besser versteht und wahrnimmt, was da gerade passiert. Wir erklären ihr, dass sie nicht sofort mit dem Baby spielen kann, sobald es auf die Welt kommt, aber das kennt sie schon von den Babys aus unserem Freundeskreis. Wir sagen ihr, dass wir uns sehr freuen, wenn sie uns beim Wickeln und beim Spazierengehen mit dem Kinderwagen hilft. Ich sage ihr dann auch, dass sie meine Helferin ist, und dass wir dann zusammen für das Baby da sind. Ich glaube, sie freut sich wirklich sehr darauf.“

Paulina legt oft ihr Ohr auf Mamas Bauch und ist felsenfest davon überzeugt, dass sie gerade eben das Baby gehört hat. Und Tina ist mit ihrem Bauch nicht die einzige in der kleinen Familie. „Paulina steckt sich seit Neuestem ihre Puppe unter das T-Shirt und sagt, dass sie auch ein Baby im Bauch hat“, sagt Tina, zuckt kurz mit den Schultern und lächelt.

Tina: „Abends küsst sie meinen Bauch und wünscht dem Baby eine gute Nacht.“

Ich: „Das ist wirklich süß …“

Tina: „Ja, ist es. Aber sie sagt dann, dass sie eben auch ein Baby im Bauch hat, und ich ihren Bauch auch küssen muss. Also darf ich das Kinderzimmer vorher nicht verlassen.“

Eis und Baby – das bewegt Paulina also momentan am meisten. Ich kann nicht anders und habe sofort den HipHop-Song aus den 1990er-Jahren im Ohr. „Ice, Ice, Baby“ … ob Paulina diesen Song schon kennt? Wenn ich sie das nächste Mal sehe, werde ich ihn ihr vorspielen. Mal sehen, was sie dazu sagt. Ein Videoanruf von Tina holt mich aus meinem Tagtraum. „Paulina, zeig‘ mal der Anki deinen Rucksack“, sagt Tina. Wenige Sekunden später winkt sie in die Kamera und flitzt mit dem Rucksack auf dem Rücken durch das Bild. Wären wir in einem Wilden Western, wäre eine kleine Staubwolke übriggeblieben.

Paulina ist nicht nur bald eine große Schwester, sondern also auch ein Kindergarten-Kind. Dementsprechend laufen gerade die Vorbereitungen. „Sie weiß, dass sie bald in den Kindergarten kommt, und freut sich sehr darauf“, sagt Tina. Ein paar ihrer Freunde sind schon dort, dementsprechend kann es Paulina kaum erwarten, auch endlich dabei zu sein. Und was braucht ein Kindergarten-Kind? Richtig. Eine große Brotdose mit verschiedenen Fächern, eine Trinkflasche und einen kleinen Rucksack, in den alle kleinen Schätze passen. „Darauf ist sie sehr stolz und trägt ihren gepackten Rucksack schon stolz auf dem Rücken, wenn sie im Wohnzimmer auf und ab marschiert.“ Davon konnte ich mich also schon selbst überzeugen.

Der Kindergarten und das Baby sind aber nicht die einzigen großen Ereignisse für Paulina. Schließlich dauert es nicht mehr lang bis sie wieder Geburtstag hat. Dann wird sie schon „dei“, wie sie selbst sagt, also drei. „Sie spricht in letzter Zeit ständig davon, dass sie schon bald Geburtstag hat“, sagt Tina. Pläne gibt es noch nicht. So viel steht aber schon fest: Es muss was los sein. Ein Besuch auf dem  geliebten Spielplatz ist da ja wohl das Mindeste.

Ihren Geburtstag wird Paulina also hoffentlich schon im Freien mit allem drum und dran wie Rutsche, Grillstation und Co. feiern können, schließlich liebt sie das gute Wetter. „Sie genießt es sogar in vollen Zügen“, sagt Tina. Mittagsschläfchen sind Geschichte und da der Spielplatz von Paulinas Kinderzimmer quasi nur einen Steinwurf weit entfernt ist, möchte sie am liebsten jede freie Minute dort verbringen – und Mama muss mit. Komme was da wolle. „Gestern zum Beispiel waren wir viermal auf dem Spielplatz“, sagt Tina, macht es sich auf dem Stuhl bequem und umfasst ihren Bauch mit beiden Händen. Dann packt sie meine Hand und legt sie blitzschnell auf ihren Bauch. Und dann kann auch ich zum ersten Mal Paulinas kleine Schwester treten spüren. Ein kleiner Tritt für sie, ein großer für ihre Familie. Die Kleine ist schon sehr energisch – wenn sie da mal nicht schon ihrer großen Schwester nacheifert. „Auf und ab, und hin und her, und die Rutsche hoch und runter. Und zwischendurch noch mit dem Laufrad fahren. Es ist unglaublich, wie viel Energie Paulina hat“, erzählt  Tina weiter, die sich zwischendurch mal zehn Minuten auf das Sofa setzen muss, um durchzuatmen, während Paulina an ihr –  immer ihre Puppe im Schlepptau – vorbei flitzt. „Dementsprechend ist sie auch abends schnell müde und schläft schnell – bis sie nachts eben auf die Idee kommt, Verstecken zu spielen.“

An diesem schönen Märztag fallen Paulina vor Müdigkeit schon fast die Augen zu. Kein Wunder, schließlich war einiges los auf dem Spielplatz, im Sandkasten, an der Eisdiele und beim Spazierengehen. Obwohl – eine Sache hat sie heute noch nicht gemacht: Verstecken gespielt. Aber das kommt vielleicht ja noch. „Mama, piep“.

Von Ann-Kathrin Weber

Zur Autorin
Seit drei Jahren begleitet die Redakteurin und Autorin Ann-Kathrin Weber ihre Freundin Tina für StadtLandKind – erst durch die Schwangerschaft und dann durch Paulinas Baby- und Kleinkindjahre. Wir sind gespannt, wie es weiter geht.

15. März 2017
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