Meine beste Freundin, ihre Tochter und ich

Die Knie zittern etwas, das Herz schlägt schnell – klar, bei dem Anblick. Schließlich ist der Berg, den es auf dem Schlitten hinuntergehen soll, nicht gerade klein. Und für eine kleine Person wie Paulina ist so ein Berg noch größer, oder? Nö, im Gegenteil. Wer im Winterurlaub nämlich unten am Berg stand und sich Sorgen machte, war nicht Paulina, sondern Mama Tina. „Paulina hatte überhaupt keine Angst“, erzählt mir Tina wenige Tage, nachdem die Familie wieder aus dem Urlaub zurück ist. „Pauli ist die steilsten Hänge heruntergefahren. Sie war vorsichtig, konnte sich gut einschätzen und hatte so schnell den Dreh raus“, sagt Tina stolz.

Meine beste FreundinWenn man schon mal in GarmischPartenkirchen ist, dann schaut man sich auch gleich die große Skisprungschanze an. Da runter? Ja, genau, da runter. Selbst dieser Anblick auf die Sprungschanze jagte Pauli keinen Schrecken ein. Ob sie in ein paar Jahren vielleicht selbst einmal solch eine Schanze hinuntersaust und nach unten fliegt wie einst Martin Schmitt? Wer weiß. Angst jedenfalls dürfen die Skispringer keine haben. Diese Voraussetzung erfüllt Pauli schon mal.

Was im Sommer das Meer, ist im Winter der Schnee für Paulina. Schlittenfahren? Check. Skisprungschanzen inspizieren? Check. Schneeballschlacht? Check. Schneemannbauen? Auch das lässt sich Paulina nicht entgehen. Paulina ist also schon ein alter Schneehase und das ganz im Gegenteil zum Besuch aus Venezuela, der mit im Winterurlaub war. So erklärt Paulina, dick in ihrem Skianzug eingepackt, der Tante von Papa Markus alles rund um den Schnee. Dass die Tante zum ersten Mal Schnee gesehen hatte, nahm Paulina zum Anlass, ihr zu zeigen, was man alles mit dem Schnee anstellen kann.

Aufregende Tage liegen also hinter Pauli. Denn es ist noch gar nicht lange her, da feierte die Familie endlich Weihnachten, auf das sie schon so lange gewartet hatte. Kleine Geschenke durften Pauli und ihre Schwester Luisa auspacken. Aber vor allem freuten sie sich darüber, dass zu Hause ordentlich was los war. Eltern, Omas, Opas, Tanten, Onkel, Cousinen, Meerschweinchen … alle waren dabei. So muss es sein! Und an Weihnachten schließt sich bekanntlich Silvester an.

Ich: „Wie hat Pauli denn Silvester erlebt?

Tina: „Sie war ganz gespannt und mit viel Freude dabei. Sie hat den Jahreswechsel bewusst miterlebt. Von Müdigkeit war zunächst keine Spur, aber irgendwann fielen auch ihr die Augen zu.“

Das kann dem besten Partygast passieren. Und bis Pauli selbst einmal eine Silvesterparty geben wird, hat sie ja noch ein paar Jahre Zeit zum Üben.

Aber bei diesem einen aufregenden Abend sollte es nicht bleiben.

Tina: „Pauli hat eine Premiere hinter sich: Sie war zum ersten Mal im Kino.“

Als Begleitung hatte sie ihren Onkel im Schlepptau.  „Sie wollte schon immer mal ins Kino gehen“, sagt Tina. Das war der erste Streich und der nächste folgte sogleich. Weil es Pauli im Kino so gut gefiel, ging es ein paar Tage später mit Mama Tina gleich nochmal dort hin. „Sie war total begeistert“, sagt Tina. Der große, dunkle und laute Raum machte Pauli keine Angst, schließlich lief ihr Liebling, „Feuerwehrmann Sam“, auf der großen Leinwand.

In den Kindergarten geht Pauli nach wie vor sehr gerne. Aber auch das Thema Schule wird so langsam, aber sicher interessanter für sie.

Ich: „Wie denkt Pauli über die Schule?“

Tina: „In den Ferien war sie einmal mit mir in meiner Schule, an der ich unterrichte, weil ich etwas vorbereiten musste. Sie saß mit mir im Lehrerzimmer und hat gebastelt. Dann meinte sie plötzlich: ,Wenn ich groß bin, will ich auch eine Schülerin werden.‘“

Ein kleiner Satz für Paulina, ein großer Satz mit viel Wirkung für ihre Mama. Es war ein komisches Gefühl für Tina, weil aus Paulina zwar noch nicht in diesem (Tina: „Gott sei Dank!“), aber bereits im nächsten Jahr (Tina: „Was? Schon?“) ein Schulkind wird.

Tina: „Es ist verrückt, dass es schon im nächsten Jahr so weit ist.“

Verrückt trifft es ganz gut. Aber bis aus Paulina eine Erstklässlerin wird, vergehen erst noch ein paar Monate, wird noch einmal Weihnachten gefeiert und werden noch ein paar Schneemänner gebaut…

 

Von Ann-Kathrin Weber

Über die Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

 

 

15. Januar 2019