Meine beste Freundin, ihr Baby und ich

beste FreundinAdvent, Advent und inzwischen brennt schon das dritte Lichtlein auf dem Adventskranz – schon wieder ist das Jahr fast vorbei. Saßen wir eben noch schwitzend und Eis essend im Straßencafé, so stehen wir dieser Tage dick eingemummelt mit einem Glühwein in der Hand zwischen Buden und Würstchenständen – und mittendrin die kleine Paulina. Für meine Freundin Tina und ihrem Mann Markus war es ein ganz besonderes Jahr. Aus einem frisch gebackenen Ehepaar wurde eine kleine Familie. Paulina ist inzwischen sieben Monate alt und nimmt ihre Umwelt schon ganz genau war. Das erste Weihnachtsfest steht vor der Tür und wird traditionell mit der ganzen Familie gefeiert. „Ob Paulina mitbekommt, dass die ganze Familie zusammensitzt“, frage ich Tina, während Paulina mich mit ihren großen, blauen Kulleraugen anschaut. „Ja, das denke ich schon. Aber es ist eigentlich keine außergewöhnliche Situation für sie, denn wir sehen uns alle oft am Wochenende – jedenfalls versuchen wir es. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit“, sagt Tina und schiebt einen Stapel Bücher aus dem Weg, denn bald steht der Umzug ins neue Zuhause an.

Da sitzen wir nun auf Paulinas großer Spielwiese in Form eines Alphabets: Während ich es mir auf den Buchstaben A bis E gemütlich mache, nimmt Tina bei M bis Q Platz. Wir lassen das Jahr Revue passieren, wundern uns darüber, dass wieder einmal alles so schnell vorbei geht und schmieden Pläne für das neue Jahr. Währenddessen machen wir das, was wir als Kinder schon immer machen wollten (oder es heimlich getan haben), aber es nie durften: Wir öffnen nacheinander alle 24 Türchen eines Adventskalenders und verputzen die Schokolade an einem Abend. Ohne schlechtes Gewissen, ganz ungeniert und ohne die Türchen nach dem Öffnen vorsichtig wieder mit einer Pinzette in ihre ursprüngliche Form zu drücken, damit niemand merkt, dass der süße Inhalt fehlt. Ein Glück, dass Paulina das noch nicht mitbekommt, denke ich mir.

Ich: „Was hat sich denn in letzten vier Wochen verändert?“. Mittlerweile sind wir bei Türchen Nummer Acht angekommen.

Tina: „Oh, einiges. Paulina kann inzwischen selbstständig sitzen, robben und krabbeln. Jetzt ist es für mich auch anstrengender als vorher, weil ich sie nicht mehr alleine lassen kann, denn sie ist schon sehr schnell unterwegs. Deshalb ist es kein Wunder, dass sie manchmal noch unruhig schläft, denn alles, was sie lernt und kann, verarbeitet sie im Schlaf. Das sagt auch ihre Kinderärztin.“

Paulina quietscht in der Zwischenzeit vergnügt und beteiligt sich auf ihre Weise an unserem Gespräch mit Äußerungen wie „uiiiii“ oder wahlweise auch „buuuuhh“. Irgendwann werde auch ich dahinter kommen, was sie damit sagen will. Bis dahin nicke ich ihr zu, damit sie sich verstanden fühlt und esse die Schokolade aus Türchen Nummer Zwölf. „Unsere Wohnung ist momentan nicht krabbelsicher, deshalb bin ich froh, dass wir in ein paar Tagen umziehen. Noch komme ich ihr hinterher, aber wenn sie noch schneller wird, wird es schwierig. In unserem neuen Zuhause können wir es dann gleich so einrichten, wie wir es brauchen“, sagt Tina, während sie genüsslich die Schokolade aus Türchen Nummer Sechszehn isst.

Ich: „Glaubst Du, dass Paulina den Umzugsstress mitbekommt?“

Tina: „Ja, ich denke schon, obwohl ich versuche, dass alles möglichst ohne große Aufregung für sie zu organisieren. Jetzt wird es langsam Zeit, dass sie ein eigenes Zimmer bekommt, weil sie anfängt, schon richtig schön zu spielen. Bald kann sie sich in ihrem Zimmer ausbreiten. Momentan schläft sie noch in unserem Schlafzimmer. Auch deshalb wird es Zeit, dass sie ihr eigenes Zimmer bekommt. Weil wir uns selbst immer ins Bett schleichen müssen, damit sie nicht aufwacht. Das wird sich alles hoffentlich bald ändern.“

Während wir so sitzen und nach Türchen Nummer Neunzehn eine kleine Schokoladenpause einlegen, unterbricht Tina blitzartig unser Gespräch und zeigt ganz hektisch auf den Laufstall: In diesem Moment werde ich Zeuge davon, wie Paulina sich zum ersten Mal an ihrem Laufstall hochzieht und (fast) triumphierend die Hand nach oben hebt. Das löst bei Mama Tina einen kleinen Jubelschrei aus und ich kann fast gar nicht so schnell reagieren, wie sie mich dazu auffordert, ein Foto davon zu machen, um alles unbedingt für Papa Markus festzuhalten, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu Hause ist. „Ich habe schon in der letzten gemerkt, dass sie sich an mir hochzieht und abstützt, nachdem sie auf mich zugekrabbelt ist“, sagt Tina, die sich noch immer freut. Auf diesen Schock wird prompt Türchen Nummer Zwanzig geöffnet. Und Paulina lässt sich wieder auf ihren Pampers-Po plumpsen und quietscht vergnügt weiter, als wäre nie etwas passiert.

Kam Paulina als „Winzling“, wie Tina sagt, mit 2600 Gramm auf die Welt, so wiegt sie jetzt schon acht Kilo. „Ihr Gewicht merke ich auch beim Babyschwimmen, wenn ich sie aus dem Wasser immer wieder heraushebe. Da kann man sich das Fitnessstudio echt sparen“, sagt sie mit einem Lächeln. „Es geht alles so schnell vorbei“ höre ich Tina dann fast ein bisschen wehmütig sagen. „Wenn ich Bilder von ihr sehe, als sie erst kurz auf der Welt war, ist das schon so weit weg, dass ich mich schon manchmal gar nicht mehr daran erinnern kann. Aber ich freue mich auf die kommende Zeit.“ Ich reiche ihr die Schokolade aus Türchen Nummer Zweiundzwanzig.

Als Papa Markus von der Arbeit nach Hause kommt, ist die Freude bei der kleinen Paulina groß. „Das ist jeden Abend so“, erklärt mir Tina. Nachdem auch er die allerneuste Neuigkeit von Paulina erzählt bekommt, setzt er sich zu uns auf den Buchstabenteppich, irgendwo zwischen S und W. Von der Schokolade bekommt er aber nicht ab, schließlich haben wir ja nur noch zwei geschlossene Türchen.

Ich: „Wie ist es für Dich als Papa einer siebenmonatigen Tochter?“

Markus: „Es ist super schön, wenn ich sie sehe und sie sich freut, wenn ich nach Hause komme. Wenn ich Urlaub habe ist etwas ganz anderes, wenn sie 24 Stunden um mich herum ist. Aber als Eltern eines Kleinkindes ist es natürlich auch anstrengend, denn man hat wenig Schlaf und es ist für mich nicht ganz stressfrei mit meiner Doppel- und Dreifachbelastung von Umzug, Trainertätigkeit und natürlich der Arbeit. Ich freue mich sehr auf die drei Wochen, in denen wir umziehen und uns unser neues Zuhause schön machen.“

Tina: „Ich schicke ihm immer Bilder und Videos, wenn sie etwas Neues kann. So ist er immer live dabei – verpassen kann er also kaum etwas.“ Die Geschichte mit dem Laufstall lässt sie immer noch nicht los. So zeigt sie ihm stolz das Foto.

Markus: „Wenn ich die Bilder sehe, dann wünsche ich mir, ich könnte es sofort miterleben. Wenn ich aber daheim bin, dann machen wir eigentlich alles zu dritt. Ich genieße die Zeit mit Paulina. Ich war auch schon zweimal beim Babyschwimmen dabei: Es ist schön zu sehen, dass sie im Wasser extrem viel Spaß hat. Baden ist für Paulina und ich mich zu einem gemeinsamen Ritual geworden – das ist dann quasi Papa-Zeit.“

Ein aufregendes Jahr für Tina und Markus geht zu Ende.

Ich: „Was wünscht ihr euch für das nächste Jahr?“

Tina: „Mehr Zeit füreinander.“

Markus: „Einen Sechser im Lotto – dann wäre das kein Problem.“

Ich: „Beides wäre gut, oder?“

Beide: „Das stimmt! Aber wir freuen uns jetzt erst einmal auf unser neues Zuhause und auf viele schöne Momente mit Paulina. Wir freuen uns auf die kommende Zeit, auch wenn es anstrengender wird, aber es sie ist jetzt in einem richtig schönen Alter.“

Ich freue mich mit den beiden und schnappe mir noch die Schokolade aus Türchen Nummer Vierundzwanzig. Und übrigens: Im neuen Zuhause gibt es neben Paulinas Kinderzimmer vorsorglich noch ein zweites. Mal sehen, was das neue Jahr für die kleine Familie mit sich bringt. Ich bin gespannt.

 

Zur Autorin:

Volontärin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht ab sofort Baby Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

15. Dezember 2014
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