Heute mal wieder Gespräche vom Rücksitz. Oder: Was genau hat Conni da im Haar?

RücksitzO Tannenbaum, O Tannenbaum, die Oma sitzt im Kofferraum. Zum Wansinnigwerden!

Liebe S.,

manchmal,  wenn ich den Fehler mache und beim Autofahren den Kinder auf dem Rücksitz zuhöre, will ich mich sofort wieder ins Bett legen. Oder mich irgendwo einer Gehirnwäsche mit Null-Erinnerungs-Vollwaschgang unterziehen lassen.

„Hinter Dir, Klopapier …“  (in Dauerschleife)
„Angsthase, Pfeffernase, morgen kommt der Osterhase …“ (ebenfalls in Dauerschleife)
„Alle meine Entchen, schwimmen im Spinat …“ (als Lückenfüller)

Oder es werden tiefsinnige Gespräche geführt. Die Vierjährige zu ihrer fünfjährigen Freundin:

Soll ich dir ein Geheimnis verraten? – Oh ja, was denn?  –  Wir haben eine Putzfrau, weiß Du, und in die bin ich soooo verknallt. Ich will die heiraten.

Oder:

Die fünfjährige Tochter im Gespräch mit ihrem fünfjährigen Lieblings-Freund:

Mein Papa sagt, er kann alles.

Komich. Meiner auch.

Meine Mama sagt auch, sie kann alles.

Es stimmt aber nur bei meiner Mama.

Ja, bei meiner auch.

Ich werde später Mama.

Ja, ich auch.

Mischt sich der achtjährige Bruder ein:

Seid lieber still, sonst schreibt die Mama wieder über euch in ihrem Blog.

Um mich und sie abzulenken, mache ich immer schnell das Radio an. Eine Weile habe ich es mit Kinder-CDs versucht, mit dem Resultat, dass ständig gestritten wurde.

Beispiel Conni:

Wieso hat die denn eine Pfeife im Haar?

Mama. Er macht es schon wieder! Das heißt Schleife im Haar!

Ich höre aber Pfeife im Haar!

NEIN!!!

Ach so, Scheiße im Haar …?

Also schnell das Radio an. Das geht aber auch nicht mehr lange gut. Oder hast Du mal auf die Texte der Lieder geachtet? Ständig soll ich übersetzen.

Mein Sohn liebt Rihanna. Ich hasse Rihanna. Ich finde sie vom feministischen Standpunkt aus so ziemlich das Letzte und ihre Songs … Naja, zum Glück schleppt sich der Fremdsprachenunterricht in der Schule meines Sohnes so vor sich hin.
Wie sollte ich ihm sonst erklären, was folgende Liedzeile bedeutet:

„It might be bad but im perfectly good at it?“

Oder: „Bitte brich mir meine Knochen!“

Nein Danke!

Wenn die Kinder Lieder übersetzt haben wollen, sind wir übrigens wieder ganz schnell auf Conni-Niveau. Wieder Rihanna. Wenn sie in „Russian Roulette“ singt „Said I’m terrified but I’m not leaving“, verstehen beide:  „Was raschelt da im Wind.“

Mein ständiges Genörgel über „ihre“ Musik  nervt die Kinder natürlich ziemlich. Irgendwann meinte mein Sohn:

Welche Musik gefällt Dir denn, Mama. Außer klassischer Musik natürlich!

Also, mal überlegen … ja, Du kennst doch diesen wunderbaren Sänger mit der tiefen Stimme. Von ihm gefällt mir ein Lied ganz besonders. Das habe ich früher auch immer gehört.

Und wovon handelt es?

(Ich in Schwierigkeiten!):  Ja also, das ist gar nicht so einfach zu sagen …

???

Also, hm, eigentlich geht es um einen blauen kaputten Regenmantel und eine Frau die halbtod aus einer Hütte entkommen ist. Jetzt sitzt ihr Mann um vier Uhr morgens im Dunkeln und schreibt einen Brief an seinen Bruder.  Mit dem war sie nämlich in der Hütte.

Alles klar, Mama. Klingt super! 

In diesem Sinne,

liebe Grüße!

Deine …

 

P.S: The one and only ist natürlich Leonard Cohen und sein Song „Famous Blue Raincoat“.

21. Oktober 2014