Es ist ein Er

skal-Zweifingerfaultier-ZooHD-2015_01_klBereits knapp drei Monate alt und noch keinen Namen?

Trotz der großen Freude im Zoo über den erneuten Nachwuchs bei den Zweifinger-Faultieren gab es noch eine „Kleinigkeit“ zu klären: Junge oder Mädchen?

Für die Mitarbeiter des Vogelreviers, zu deren Schützlingen neben einer Vielzahl an Vogelarten auch die asiatischen Kurzkrallenotter und die kleine Faultierfamilie zählen, hieß es abwarten. Die Frage nach dem Geschlecht ist speziell bei Faultieren nicht einfach zu beantworten, da sowohl die primären als auch die die sekundären Geschlechtsmerkmale nur wenig ausgeprägt sind und eine sichere Bestimmung im Allgemeinen nur anhand intensiver Untersuchungen vorgenommen werden kann.

Die ersten Monate verbrachte das Jungtier nahezu ununterbrochen am Bauch der Mutter hängend. Dieses prägende Mutter-Kind-Verhältnis sollte nicht gestört werden und so warteten die Tierpfleger in den letzten Wochen geduldig auf einen passenden Moment, um Haare zu zupfen.

Dem Jungtier sollten unangenehme Untersuchungen erspart werden. Der Zoo Heidelberg hatte daher bereits vor knapp 4 Jahren mit einem Labor in Bielefeld Kontakt aufgenommen und die Entwicklung eines sicheren Systems zur Bestimmung des Geschlechts bei Faultieren unterstützt. Zuverlässig konnten so bereits die Jungtiere der letzten Jahre im Zoo Heidelberg und in zahlreichen anderen Zoos geschlechtlich zugeordnet werden, ohne dass die Tiere zur Untersuchung in Narkose gelegt werden mussten. Die Prozedur ist für das Tier fast unmerkbar und stressfrei: Mit einer Pinzette zupft der Tierpfleger an einer unempfindlichen Körperstelle Haare samt Haarfollikel aus dem weichen Fell. Anhand der enthaltenen Haarwurzeln erfolgt im Labor die DNA-Analyse und knapp eine Woche später kommt der Befund. Das Heidelberger Jungtier ist männlich.

Nun beginnt die Phase, die junge werdende Eltern immer wieder beschäftigt. Wie soll es heißen? Ein passender Name für das Tier soll es sein, wohlklingend und freundlich. Die Tierpfleger in Heidelberg hoffen auf die Unterstützung von Zoofreunden und rufen auf Facebook auf, mögliche Namen für den jungen Faultiermann einzureichen. Wer einen Namen vorschlagen möchte, kann dies gerne tun. Mail an: info@zoo-heidelberg.de oder direkt auf Facebook unter www.facebook.com/zooheidelberg. Eine Entscheidung wird in den nächsten Wochen getroffen.

Zweifinger-Faultiere hängen übrigens bevorzugt an ihren bis zu 7,5 Zentimeter langen Sichelklauen als zusammengeknäultes Bündel in einer Astgabel. Bis zu 20 Stunden am Tag wird im Halbschlaf gedöst oder richtig geschlafen! In den verbleibenden Stunden zeigen sich die Tiere durchaus von ihrer aktiven Seite, was so manchen Zoo-Besucher dann doch überrascht. Ihren einprägsamen Namen haben die Tiere aber aufgrund ihrer langsamen Bewegungsweise erhalten, mit der sie sich, wahrhaft in Zeitlupentempo, durch das Geäst der Bäume hangeln. Dies hilft ihnen, nicht aufzufallen, damit Jaguare und vor allem Harpyien, die riesigen Urwaldadler Südamerikas, nicht auf sie aufmerksam werden. Faultiere bewohnen die Baumkronen der tropischen Regenwälder von Mittelamerika und dem Amazonasbecken bis zum südlichen Brasilien. An die regenreiche Umgebung sind sie ebenfalls perfekt angepasst. Da sie meist kopfüber hängen, tragen sie den Haarscheitel auf dem Bauch, so kann das Regenwasser seitlich ablaufen. Ihre Nahrung finden Faultiere ohne viel Bewegungsaufwand, da sie sich vorzugsweise von jungen Blättern, Blüten und Früchten ernähren, für die sie keine weiten Strecken zurücklegen müssen. Dennoch ist auch ihr Leben in freier Wildbahn durch die andauernden Brände und Abholzung der Regenwälder bedroht.

 

Fotos: Peter Bastian/Zoo Heidelberg

 

30. Oktober 2015
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