StadtLandKind. | Ausgabe 43/2024

5 In die Stadt Kinder nach dem Urlaub von ihren Erlebnissen berichten. Das schildern sie sehr narrativ, sagen, dass sie erst im Zoo waren, dann im Museum, dann im Wald und dass sie sich dann weh getan haben. Wenn es solche Ankererlebnisse gibt, haben die Kinder sehr viel davon. Bleiben die Reisen dann besser im Gedächtnis, dass die Kinder Jahre später noch ihrer ersten Freundin oder der Oma davon erzählen? Absolut richtig. Das ist der Unterschied zwischen einer solch gemeinsam geplanten Reise und dem 14-Tage-Club-Urlaub am Strand. Wenn man diese Kinder dann fragt, wie es war, bekommt man häufig als Antwort, dass es schön und lustig war. Die Kinder haben eben wenig Ankerpunkte, an denen sie ihre Erlebnisse festmachen können. Da haben Städtereisen mehr zu bieten. Ein Ankerplatz ist gewiss auch das liebe Essen. In einemHotel mit Pension ist die Auswahl häufig schon vorgegeben, wie aber sollten Jung und Alt vorgehen, wenn sie in einem Quartier ohne Rundumversorgung wohnen? Da ist natürlich entscheidend, in welchem Land man ist. Als leidenschaŸ- liche Italien-Reisende habe ich noch nie ein Lokal erlebt, wo Kinder nicht willkommen waren. Es kommt auf den Wohlfühlfaktor an, sowohl für Eltern als auch für Kinder. Ich kann mich sehr gut an den Urlaub als Kind in Griechenland erinnern, wo wir fast immer ins gleiche Restaurant gegangenen sind, weil der Besitzer so kinderlieb war, es dort auch einen Spielplatz gab und wir alle zufrieden waren. Wenn ich allein reise oder mit meinem Partner, da probiere ich gerne Neues aus, wenn man sich mit Kindern jedoch wohl und willkommen fühlt, dürfenWiederholungen gerne sein, da profitieren alle davon. Besuche im Museum und Zoo, Bummeln durch Ausstellungen und Stopps auf Spielplätzen lassen Beine schon mal schwer werden. Welches Rezept kennen Sie, damit Pausen nicht allzu langweilig werden? Generell gilt: Nach zwei Stunden ist meistens die LuŸ heraus. Wenn beispielsweise ein Museum besucht wird, dann bi„e nur auf einen Teil der Ausstellungen beschränken und nach anderthalb, zwei Stunden eine Pause einlegen, entweder in der Cafeteria mit Spielmöglichkeiten im Haus oder draußen im Park oder anderswo. Wichtig ist, Abwechslung zu scha¬en, und da braucht es nach einem Museum etwas zum Bewegen, zum Toben oder sich einfach ins Gras setzen. Gerade in Museen nehmen Kinder unheimlich viel auf, da braucht das Gehirn auch Zeit, um alles zu verarbeiten. Im Urlaub möchten Kinder, abhängig vom Alter, auch mal ganz allein etwas unternehmen. Wie können Eltern dem Nachwuchs den Freiraum gewähren, ohne dabei ständig Angst haben zu müssen? Gerade in Städten gibt es sehr viele Angebote wie Kinderführungen in Museen. Ich kenne das beispielsweise von Wien, wo Kinder in Kursen im Technischen Museum ihr eigenes Radio bauen können. In einer Stadt, die es nicht kennt, würde ich jedoch nie den Rat geben, dass ein Kind allein umherziehen soll. Geführte Angebote sind da aber eine gute Möglichkeit. Und da gibt es ungeahnte Möglichkeiten, sogar Kochkurse für Kinder. Es kommt also auf das Zusammen und Gemeinsam an, egal ob in der Stadt, in den Bergen oder amMeer? Genau so ist es. Und in der Stadt gibt es ganz viele Möglichkeiten, die Kinder in Entscheidungen einzubeziehen. Das kann ihren Selbstwert stärken. Eine Städtereise kann Kindern einen Schub geben nach der Devise: Ich werde gehört, ich werde gesehen und meine Wünsche werden auch respektiert. Aus Ihrer Erfahrung als Psychologin: Wie wirkt ein Familienurlaub in der Stadt auf Kinder? Eines ist absolut sicher: Ein Familienurlaub stärkt die Bindung zwischen allen Beteiligten. Man verbringt viel Zeit miteinander, erlebt gemeinsam schöne Dinge, spricht darüber. Und durch die vielen Erlebnismöglichkeiten ist eine Städtereise gewiss eine Investition in das Familien-Miteinander. //kakü schreibt auf ihrem Blog „Reisepsycho“ über Tipps und Erfahrungen ihrer Reisen. Dabei hat es ihr Europa besonders angetan - allen voran Italien und Portugal. Sie liebt gutes Essen, Abenteuer, das Meer und als Österreicherin natürlich ihre Berge; zu Hause ist sie in der Nähe von Graz, wo sie auch an der Karl-Franzens-Universität studiert hat. Als Psychologin interessiert sie sich auch für alles, was mit dem Planen, Erleben und Wirken von Reisen zu tun hat und schreibt auch darüber. Auch über Reisen mit Kindern, denn seit einigen Monate ist sie auch mit ihrem Töchterchen unterwegs. www.reisepsycho.com arbarǂ Lśrƭatitǖϼ,bner © Barbara Horvatits-Ebner

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