Wie war das nochmal mit dem Hambacher Fest? Wir besuchen das Schloss im pfälzischen Neustadt und erleben die Geschichte live.
Schlösser stehen hoch im Kurs bei jungen Menschen. Sagenhafte Geschichten von rüstigen Rittern und kronentragenden Königen, gruseligen Gespenstern und schaurigen Schlachten ziehen Jung und Alt gleichermaßen in den Bann. Ein Stück politischer Geschichte können Kinder und Eltern auf dem Hambacher Schloss in der Pfalz erleben: Dort zogen vor bald 200 Jahren etwa 30.000 Menschen auf, die zum Schloss umgebaute Burg, und legten die Saat aus für unsere heutige Demokratie.
An diesem trüben Tag im Januar ist nur schwer vorzustellen, welch Szenen sich am Ostrand des Pfälzer Waldes vor 191 Jahren zutrugen. Bei unserem Besuch nahezu menschenleer, versammelten sich damals um die 30 000 Menschen am Fuße der Burg. Die genaue Zahl wird sich nie mehr rekonstruieren lassen.
„Und wie haben die das damals gemacht?“ – eine Frage, die Jung und Alt gleichermaßen umtreibt, wenn sie das Schloss erkunden und vom Hambacher Fest hören. Das feierten die Menschen am 27. Mai 1832. Tausende von Männern und Frauen strömten aus allen Teilen des damaligen Deutschen Bundes an die Pfälzer Weinstraße, aber auch aus Polen, England und Frankreich waren große Gruppen angereist. Gemeinsam traten sie ein für politische Grundrechte, ein geeintes Deutschland und ein solidarisch verbundenes Europa.
Wer bei einer der zahlreichen Führungen oder auch Workshops dabei ist, erfährt erstaunliches über den Aufwand, den die Organisatoren damals betrieben haben, um die Menschen aus allen Ecken des Landes zu einem festen Termin an einem Ort zusammenzubekommen. Es war die erste Volksversammlung in der deutschen Geschichte. Gegen den Willen der Obrigkeit feierten die Teilnehmenden ein Fest, auf dem diskutiert, gestritten, gesungen und Farbe bekannt wurde: Mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und Kokarden bekannten sich die Teilnehmenden zu einem geeinten Nationalstaat mit demokratischen Grundrechten. Seither gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie.
Ein Stück dieser Geschichte können Kinder beim inszenierten Workshop „Hinauf, hinauf zum Schloss! Eine abenteuerliche Reise zum Hambacher Fest 1832“ nacherleben. Jungen und Mädchen schlüpfen in die damalige Zeit, schließen sich dem Festzug an und tauchen in der Ausstellung im Schloss ein in die Zeit des Aufbruchs. Zum Finale sind die Kinder gefragt: „Wofür lohnt es sich heute aufzustehen?“ Während einigen dann sofort etwas einfällt, wie beispielsweise „keine Tiere mehr essen“ oder „schleunigst was fürs Klima tun“, brauchen andere ein wenig länger für ihren politischen Wunsch. Untermalt von einem Trommelwirbel, werden die eigenen Forderungen in der Gruppe ausgerufen und gemeinsam besprochen.
Aber auch für Familien hat das Team des Hambacher Schlosses ein Angebot parat – die inszenierte Familienführung. Die informative Zeitreise zum Hambacher Fest geht mit viel Spaß und einer Überraschung einher: eine Zeitreisende berichtet recht lebendig von den aufregenden Ereignissen rund ums Hambacher Fest.
„Bei allen unseren Angeboten ist Mitmachen erwünscht und die Meinung der kleinen und auch großen Gäste gefragt“, sagte Charlotte Dietz von der Stiftung Hambacher Schloss. Und egal, ob öffentlichen Führung, individuelle Gruppenführungen oder ein Workshop – eines ist allen Angeboten gemein, wie Dietz sagt: „Wir möchten mit Geschichte begeistern und zur Diskussion anregen. Denn damals wie heute gehört Meinungsaustausch zu den Grundlagen unserer Demokratie“.
//kakü //© Stiftung Hambacher Schloss Stefan Müller //© SRLP-Tourismus – Dominik Ketz
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Das Hambacher Schloss in Neustadt an der Weinstraße ist in der Zeit von April bis Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Familien zahlen 13 Euro Eintritt, Kinder unter sechs Jahren sind frei. Für eine öffentliche Schlossführung zahlt eine Familie pauschal 16,50 Euro. Für Schulen gibt es für die Klassenstufen 2 bis 6 zudem inszenierte Führungen und Workshops sowie spezielle Führungen für ältere Kinder.
Alle Infos unter: hambacher-schloss.de