Wir haben leider keinen Osterhasen. Wir haben nur Batman, unseren Wels. Der versteckt aber leider keine Eier, der versteckt sich oft nur selber. Das BVB-Osterei gefällt ihm aber recht gut.
Liebe B.,
meine Kinder haben leider nie an den Osterhasen geglaubt. Das hat mein Vater versaubeutelt. Der versteckt nämlich immer die Ostereier. Leider raunt er beim Suchen immer ganz laut in mein Ohr: „Das war toll das Versteck oder? Habe ich doch gut versteckt? Was meinst Du?“ Ich meine, dass meine Kinder nicht schwerhörig sind, aber sie spielen das Spiel mit. „Der Opa soll ja nicht traurig sein“, sagen sie voll kindlicher Güte.
Ganz ehrlich, ich könnte super mit einem traurigen Opa umgehen, wenn ich dafür einen Osterhasen hätte. Erst gestern hätte ich ihn so gut gebrauchen können.
Als ich gegen 13.50 Uhr zu spät von der Arbeit und vom Einkaufen komme, werde ich vom durchdringenden Heulton meiner Tochter im Treppenhaus empfangen. Nur unterbrochen von hysterischem Kreischen. Inhaltlich vollkommen unverständlich, das Treppenhaus unseres Mehrfamilienhauses hallt nämlich so schön.
Ich eile also die hektisch laut „SCHSCHSCHSCHHHHHHHHHHH“ zischend die Treppe hoch, und sage mir bei jeder Stufe in Gedanken mantramäßig „bleibruhigbleibruhigbleibruhig“.
Oben angekommen wirft sich ein wutgesichtiges Töchterchen schluchzend in meine Arme:
„Mein Schuhuuhuuuhuu ist weheeeeeggggg“, brüllt es in mein Ohr, Rotz verteilt sich auf meiner Wange.
Ich versuche, das schleimig-nasse Kind von mir und dem öffentlichen Treppenhaus weg und dafür in die Wohnung reinzuschieben. Geht aber nicht, weil die Schulranzen und Sporttaschen die Wohnungstür verkeilen. Das Kind klammert an mir, ich bemühe mich mit dem Fuß, die Taschen und Ranzen in die Wohnung zu schieben. Die Tür blockiert leider weiter, weil sich der Reißverschluss einer Jacke unter der Tür verkeilt hat.
„Der ist einfahaaach weheggggg der Schuhuuuuuhuuuu!!!!!!“
„Ja, jetzt gehen wir ernst mal rein“, beruhige ich ganz mütterlich.
Der Sohn lehnt lässig an der Kommode und betrachtet die Szene unbeteiligt.
„Kannst Du mir vielleicht mal helfen und Deinen Mist hier wegräumen“, fahre ich das Kind an, immernoch bemüht, die Tür zu schließen, mit dem Ellenbogen, weil ich die Einkäufe in den Händen halte. Und das zweite Kind. Und den Schlüssel.
„Das ist kein Mist, das ist mein Ranzen“, kommt es klugscheißend von Mister „Ich-bin-neun-und hab-immer-ne-coole-Antwort-auf-Lager“.
Mit einem Ruck zerre ich die Jacke unter der Tür hervor, der Reißverschluss reißt ab, das Heulen der Tochter steigert sich ins Unermessliche, aber immmerhin ist die Tür jetzt zu.
„Jetzt ist auch noch meine Jacke kapuhuhuhutttttttt!!!!!! Du hast meine Jacke kaputt gemacht!!!!! Buhuhuuuuuuuuuuuhhhhh!!!“
SCHLUSS! RUHE! JETZT! Brülle ich dazwischen. Das Kreischen wird zu einem leisen Schniefen.
Ich gehe in die Küche, die Einkauftasche an meinem Arm hat die Blutzufuhr unterbrochen, die Hand ist schon ganz blau und kribbelt. Ich atme. Tief. Ich bin ganz ruhig. Ich liebe meine Kinder. Ich freue mich, sie zu sehen.
ICH (um friedliche Aufklärung bemüht): „So! Was ist jetzt mit Deinem Schuh?“
TOCHTER (laut): „Der ist weg!“
ICH: „Das habe ich verstanden. Seit wann?“
TOCHTER (lauter): „Seit der Schule.“
ICH: „Und wie bist Du heimgelaufen?!
TOCHTER: „Barfuß:“
SOHN: „Geschieht Dir ganz recht“.
ICH (fahre herum und zische): „Hast Du irgendetwas damit zu tun?“
SOHN: Ja, ich hab den Schuh versteckt.
ICH: Du lässt Deine Schwester bei acht Grad barfuß von der Schule heimgehen, weil Du ihren Schuh versteckt hast. JA SPINNST DU DENN???????
SOHN: Sie hat Wichser zu mir gesagt.
TOCHTER: HAB ICH GAAAAAAAAAANICHT…..BUUUUUUUHUHUUUUUUUUUUUUUUUUUUUHHHHHH!
SOHN: DOCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
ICH: SCHLUSS!!!! DU HOLST JETZT SOFORT DEN SCHUH!
SOHN: Geht nicht, is abgeschlossen.
So war das, liebe B. und hätte ich in diesem Moment einen Osterhasen gehabt, dann hätte ich die Kinder damit so schön erpressen können .
Ich hätte gesagt:
„Wenn ihr euch jetzt nicht auf der Stelle vertragt und gemeinsam diesen Schuh holt, dann sag ich dem Osterhasen, dass ihr ganz böse Kinder seid und er euch nichts bringen darf und wenn einer von euch noch ein einziges Mal ein Schimpfwort in den Mund nimmt, dann bestelle ich den Weihnachtsmann ebenfalls ab und den Nikolaus auch und das Christkind will mit so garstigen Kindern ohnehin nichts mehr zu tun haben“.
So!
Aber das mit Weihnachten, das haben wir ja leider auch versaut. Da hat nämlich irgendein Kind mal vor Jahren gefragt: Wer bringt eigentlich die Geschenke? Der Weihnachtsmann oder das Christkind?
Mein Mann und ich antworten gleichzeitig mit einem gütigen Lächeln.
ICH: Weihnachtsmann.
ER: Christkind.
Sohn zur Tochter: Siehst Du? Ich hab Dir ja gesagt, dass der Opa die kauft.