Bis aufs Blut oder ein ganz normaler Fastnachtsmorgen

Fastnachtsmorgen
Merke: Nur weil blau auf dem Haarspray steht, heißt das noch lange nicht, dass blau drin ist.

Gestern, 18 Uhr
Tochter (8 Jahre) : Ich brauche noch blaues Haarspray.
Ich: Äh, warum?
Tochter (augenverdrehend): Na wegen der Fachingsparty in der Schule!
Ich: Achso, dann geh welches kaufen.
Tochter: Du musst aber mitkommen.
Wir kaufen blaues Haarspray.

Gestern, 20 Uhr
Tochter (im Schlafanzug): Wir müssen noch Obst kaufen.
Ich (alarmiert): Warum?
Tochter: Na, wegen morgen.
Ich: ???
Tochter (geduldig): Wegen der Faschingsparty.
Ich (ungeduldig): Wozu braucht man da Obst?
Tochter: Na, weil jeder etwas mitbringen soll und ich habe gesagt, dass ich kleingeschnittenes Obst mitbringe.
Ich: Und wo soll ich jetzt Obst herbekommen?
Tochter: …..und diese Käsewürfel mit Trauben auf Zahnstocher gespießt.
Ich: Wir haben auch keine Zahnstocher.
Tochter: Dochdoch.
Ich: Nein, die hat Dein Bruder neulich verbrannt, als er sie mit all unseren Streichhölzern und Silvesterböllern zu einer Bombe verbauen wollte.
Tochter: Die sind nur angekokelt, die kann man noch benutzen.
Ich: Nein.
Tochter: Und Gummibärchen soll ich auch mitbringen.
Ich: Was bringen denn die anderen so mit?
Tochter: Chips und Flips und so.
Ich: Und warum kannst DU nicht auch einfach Chips mitbringen?
Tochter: DU willst doch immer, dass wir auch was Gesundes essen.
Ich (verzweifelt): Aber wo soll ich den jetzt Obst herkriegen.
Tochter: Penny hat noch offen, ich fahr schnell mit dem Roller hin. Gibst Du mir Geld?
Ich: Es ist 20:15 Uhr, es regnet, es ist dunkel, Du trägst einen Schlafanzug.
Tochter: Na und, ich zieh mir ja was drüber.
Ich DU BLEIBST HIER.
Tochter: ABER ICH BRAUCHE OOOOOOOBST!
Mann (lesend aus dem Wohnzimmer): Was ist denn los?
Tochter und ich unisono: NIX!
Ich: Ich gehe Obst kaufen.
Tochter: ich komm mit, weil nicht dass Du nur so Äpfel und son Normalokram kaufst.
Ich: ?????
Tochter: Ja, ich möchte schon Ananas und Melone und Erdbeeren.
Ich: Ich blaube, es hackt!
Tochter: ABER ICH HAB DAS VERSPROCHEN.

Gestern, 22 Uhr, Obst gekauft, Kinder im Bett.

Heute, 6:15 Uhr
Ich sitze in der Küche und schneide Obst.
Auftritt Tochter.
Tochter: Ich will die Käsewürfel machen.
Ich (müde und genervt): Nein, ich mach das schnell.
Tochter nimmt viel zu kleines Messer, säbelt schiefe und viel zu dünne Käsescheiben für Käsewürfel ab.
Tochter: Oh, mach doch lieber Du.
Ich: ich muss erst die Melone und die Ananas schneiden und beim nächsten Mal nimmst Du die Chips.
Sohn (rupft Tochter Messer aus der Hand, zieht Messerschneide knapp an der Tochter-Pulsader vorbei): Ich mach das.
Tochter (kreischt): WILLST DU MICH UMBRINGEN!!!!!!!!!!
Ich (schreiend): HÖR SOFORT AUF, HIER SO RUMZUSCHREIEN AM FRÜHEN MORGEN!
Sohn holt Kunstblut, dröppelt sich die halbe Tube auf die Pulsadern und windet sich am Boden.
Sohn (röchelnd) Ich sterbeeeeeeee.
Ich überlege kurz, ob es in Ordnung wäre, Schnaps zu trinken, muss aber weiter Obst schneiden.
Tochter: Hast Du Zahstocher für die Käsewürfel gekauft?
Ich: Sind noch in meiner Handtsche.
Kruschtelkruschtel….
Tochter (jammernd aus dem Flur): Ichfinddienicht.
Ich: Sohn, Du musst zur Schule! Tochter, ich komm gleich!
Sohn: Ich sterbeeeeeeeeeee.
Ich: SOHN! GEH ENDLICH!
Kruschtelschüttelklimper……
Tochter: DIE SIND DA NICHT.
Ich wühle mit Ananasklebefingern in der Handtasche, beim Kruschtelkruschtel hat sich leider die Zahnstocherpackung geöffnet.
Ich: UUUUAUAAAAAA!
Tochter und Sohn: WAS IST????
Ich (heulend): SOHN! GEH! ENDLICH! ZUR! SCHULE!
Zahnstocher hat sich unter rechten Zeigefingernagel gebohrt, ich bin jetzt vollständig wach.
Sohn (beindruckt): Boah, das blutet, guck mal, sieht echt aus, wie das Kunstblut.
Ich: RAUUUUUUS!!!!!!!!!!!!!
Tochter zieht sich dezent zurück und Hexenkostüm an. (Kinder sind halt doch empathisch.)

Heute, 7:15 Uhr
Abgang, Sohn.
Obst geschnitten, Käsewürfel zubereitet, alles in hübsche Dosen verpackt. Finger pulstiert stark, vermute Zahstochersplitter im Nagelbett.
Aufrtitt, Tochter.
Tochter: Das passt nicht in den Rucksack.
Ich: Dann nimm halt den Ranzen.
Tochter: ABER WIR SOLLEN EINEN RUCKSACK MITNEHMEN!
Ich (entkräftet und schmerzerfüllt): Macht, was Du willst.

Tochter stopft alles in viel zu kleinen Rucksack, will den Rest tragen (auf dem Roller), ist mir egal, ich will Kaffee und Ruhe und Pflaster.

Tochter: Du musst mir noch die Haare blau spühen.
Ich stelle Tochter in die Dusche und sprühe, es stinkt bestialisch, brennt wie verrückt an Zahnstochernagelbett, man sieht aber nichts.
Tochter (panisch): Das ist gar nicht blau.
Ich: Nein, das ist wohl nur blauer Glitzer. Ist doch aber auch schön. Guck, die Dusche glitzert sehr hübsch.
Tochter (bricht in Tränen aus): Das ist das falsche Spray. Du hast das falsche Spray gekauft.

Nachbarkind klingt, Kinder müssen zur Schule.

Ich (beruhigend): Nun wein mal nicht, ich kann nix dafür, Du musst jetzt los und es sieht wirklich sehr hübsch aus.
Tochter (jammert): Aber Du musst mir noch ein Spinnennetz ins Gesicht schminken.
Ich: Waaas? Das hast Du nie gesagt, aber das geht jetzt nicht mehr, Du musst los.

Mutter von Nachbarjungen (ruft unten von der Straße): Ihr müsst jetzt los!

Tochter: ABER ICH WILL EIN SPINNENNETZ!
Ich: DAS HÄTTE DIR FRÜHER EINFALLEN MÜSSEN!

Tochter (verlässt wutentbrannt das Haus und ruft zum Abschied): DU BIST SOOOOOO GEMEIN! DAS MACHST DU ALLES NUR, WEIL DU FASCHING DOOF FINDEST!

Genau.

5. Februar 2016