Seit über sechs Jahren begleiten wir Paulina und ihre Familie. Von der Schwangerschaft bis zur Einschulung: In über 100 Folgen haben wir von den ersten kleinen und großen Schritten berichtet. Bei so vielem waren wir dabei – Urlaube, der erste Flug, auf die Berge, rein ins Meer, rauf aufs Riesenrad, Paulina als große Schwester, Fahrradfahren, das Schwimmenlernen … die Liste der Dinge, die man im Leben zum ersten Mal macht, ist unendlich lang. Und für Pauli werden noch einige Punkte auf dieser Liste folgen. Ein wichtiger wird in diesen Tagen einen Haken bekommen: die Einschulung. Paulina spricht seit fast einem Jahr davon, manchmal hat sie aber auch ein bisschen Bammel vor dem Unbekannten. Der Schulranzen steht fertig gepackt im Zimmer, die Outfitfrage ist auch schon geklärt und sie übt schon fleißig, ihren Namen zu schreiben, wie sie mir selbst demonstriert. „Schau hier“, sagt sie und legt los, als wir uns unter Mädels zum Mittagessen treffen. Tina mit ihren zwei Töchtern, meine Wenigkeit und unsere gemeinsame Freundin samt Nachwuchs – wir kennen uns alle drei noch aus dem Kindergarten – sitzen um den großen Esstisch herum und essen Pizza. Und dabei wird natürlich auch viel erzählt. Über Urlaubspläne, Corona, Friseurbesuche, Sandburgen und natürlich auch über die Schule.
Ich (zu Paulina, während ihre kleine Schwester Luisa schon den Sandkasten im Garten erobert): „Jetzt dauert es nicht mehr lange. Freust du dich auf die Schule?“
Paulina (malt konzentriert Buchstabe um Buchstabe in blauer Farbe auf das Papier und rutscht dabei immer ein Stück näher an mich heran): „Hm, ja. Aber ich weiß nicht genau.“
Ich: „Wieso nicht?“
Paulina: „Da muss man dann so viel lesen und rechnen …“
Da hat sie wohl recht. Ich zähle ihr aber die Vorteile auf, die man davon hat, wenn man lesen und schreiben kann. Einer wird uns gerade in diesem Moment quasi auf dem Silbertablett serviert.
Ich: „Dann kannst du, wenn wir einmal wieder Pizza bestellen, die Speisekarte selbst lesen und die Preise zusammenrechnen.“
Sie nickt zufrieden, was ich als Bestätigung auffasse. Danach ist das Thema aber vom Tisch.
Paulina: „Jetzt will ich deinen Namen schreiben. Schreibst du ihn mir da hin? Dann male ich ihn nach.“
Da sitzen wir also, zwei Generationen an Freundinnen um einen Tisch herum. Und alles ist so, wie es für uns damals angefangen hat, als wir in Paulinas und Luisas Alter waren. Und alles wird für Paulina genauso aufregend und spannend werden wie es für uns war. Auch wenn man nicht alles planen kann und Unvorhersehbares geschieht, kann man das Beste daraus machen. Wenn man möchte, könnte man auch sagen: Das Leben ist wie eine Pizza – manchmal ist etwas anderes darauf als bestellt, aber mit ein paar Kniffen schmeckt es irgendwie immer.
Sechs Jahre – da lohnt sich schon mal ein kleiner Rückblick auf das, was war, als ich mit Tina ein paar Tage später telefoniere.
Ich: „Was kommt dir in den Sinn, wenn du an die vergangenen sechs Jahre denkst?“
Tina: „Es ist so: Einerseits gingen die Jahre total schnell vorbei, andererseits haben wir aber auch schon viel mit Pauli erlebt. Und jetzt ist sie plötzlich ein großes Mädchen, das sehr interessiert an allem ist und anfängt zu Schreiben. Sie klettert wie eine Große, sie erklärt ihrer kleinen Schwester viele Dinge. Und wenn sie will, kann sie sogar im Haushalt helfen … das sind einfach so Dinge, wo man wirklich merkt, dass sie groß geworden ist. Und sie ist halt nicht mehr wegzudenken, sie ist ein wichtiger Teil von unserer Familie. Ich kann mich verrückterweise gar nicht mehr daran erinnern, wie es vor ihr war.“
Ich: „Auf jeden Fall waren es sechs aufregende Jahre.“
Tina: „Ich glaube, dass wir sagen können, dass sich Paulina super entwickelt hat; dass wir schon viele Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt haben; dass sie schon einiges vom Leben mitbekommen hat – von Hochzeiten über Geburten bis zum Tod. Aber wir haben alles zusammen als Familie gut hinbekommen, und das hat uns einfach auch zusammengeschweißt. Auch über die Corona-Zeit können wir uns nicht beschweren, da wir sie als Familie genutzt haben, um noch mehr zusammenzuwachsen. Und Paulina und Luisa haben sich in dieser Zeit als Spielpartner richtig schätzen gelernt.“
Ich: „Aus einem Paar wurde im Laufe der Jahre eine Familie. Wie hat sich euer Leben verändert?“
Tina: „Es ist bei uns wie auch in jeder anderen Familie mit zwei Kindern. Wir haben natürlich weniger Zeit für uns allein oder als Paar wie vorher, aber das ist alles eine Frage der Organisation und wir können uns auf die Unterstützung unserer Eltern verlassen, die ab und an als Babysitter einspringen. Unser komplettes Leben dreht sich aber um das Leben als Familie. Und das ist natürlich anders als vorher, aber es ist sehr schön.“
Ich: „Mit welchen Aufgaben seid ihr als Familie gewachsen?“
Tina: „Mit allem, was wir vorher noch nicht wussten oder machen mussten. Ich bin auch gespannt, was auf uns zukommt, wenn Paulina jetzt in den Schulalltag startet. Wobei ich als Grundschullehrerin schon darauf vorbereitet bin und weiß, wie Erstklässler fühlen.“
Es klingt abgedroschen, aber es ist auch mehr als wahr: Für Paulina beginnt ganz bald ein neuer Lebensabschnitt. Das bedeutet aber nicht, dass sich damit auch komplett die alten Gewohnheiten ändern. Das wäre ja noch schöner! So spielt Paulina weiter gerne Klavier und turnt – „wer weiß, vielleicht schlägt sie mal eine Karriere als Turnerin ein“, sagt Tina. Und Paulina bleibt weiter neugierig auf Neues – ich wünsche ihr, dass sie sich diese Eigenschaft bewahrt.
Es wird nicht mehr lange dauern bis Paulina das alles hier bald selbst einmal nachlesen kann.
Und weil ich mich schon so sehr darauf freue, sitze ich hier und schreibe folgende Zeilen nur für dich:
Liebe Paulina,
deine Mama hat recht: Ich kann mich auch noch kaum daran erinnern, wie es war, als du noch nicht da warst. Es gibt zwar ein paar Anekdoten aus der Zeit vor dir, aber die erzähle ich dir, wenn du ein bisschen älter bist. Ich wünsche dir eine schöne Schulzeit mit viel Spaß und genauso vielen Abenteuern. Vor 75 Jahren, was man an ganz schön vielen Händen abzählen muss, erschienen die Geschichten von Pippi Langstrumpf, dem stärksten Kind der Welt. Für mich bist du ein starkes, wunderbares Mädchen. Und zum Schluss sage ich es mit meinem Lieblingszitat von Astrid Lindgren: „Lass dich nicht unterkriegen. Sei frech und wild und wunderbar.“
Ab sofort besuchen wir Paulina und ihre Familie alle drei Monate und berichten dann über Neuigkeiten, Lieblingsfächer und alles, was im Leben von Paulina eine Rolle spielt. Die nächste Folge von „Paulinas Tagebuch“ erscheint am 15. Dezember.
Von Ann-Kathrin Weber
Zur Autorin:
Unsere Kollegin und Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat Paulina und ihre Familie sechs Jahre lang für StadtLandKind begleitet. Danke, dass wir dabei sein durften. Danke, liebe Anki!
Tolle Idee und schön geschrieben.
So schnell vergeht die Zeit.
Wünsch euch alles alles Gute
Lg Birgit&Addi