Kinder und Jugendliche sind die am stärksten von der Pandemie beeinträchtigte Gruppe. Schulschließungen, Kontaktverbote, kein Sport, Zukunftsangst… das alles hat Spuren hinterlassen. Psychosomatische Stresssymptome wie Ängste, Gereiztheit, Einschlafprobleme und Niedergeschlagenheit sind im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie weiterhin deutlich häufiger, so lauten Ergebnisse der aktuellen Copsy-Studie („Corona und Psyche“). Hilfsangebote gibt es viele, meist sind die Wartelisten lang. Katarina Sixt, psychologische Beraterin und Coach aus Weinheim, behandelt Kinder (und Eltern), die mit Burn-out, Ängsten oder mit dem Gefühl zu ihr kommen “ falsch zu sein“. Wir haben uns mit ihr unterhalten.
Eigentlich kommt Personal und Business Coach Katarina Sixt aus dem Leistungssport. Doch ihre Berufung fand die zweifache Mutter aus Weinheim in der Arbeit mit Menschen – und in der Meditation, die sie als „Kraft-Tank-Stelle“ bezeichnet. Wir haben uns mit ihr über Achtsamkeitsinseln für Kinder unterhalten.
Liebe Frau Sixt, mit welchen Gründen und Befunden kommen Familien zu Ihnen?
Eigentlich kommen immer erst die Mütter. Nach einer schwierigen Trennung zum Beispiel oder mit Burn-Out oder in einer Phase, in der es viele offene Fragen und wenig Antworten gibt. Die Kinder, die dann mitkommen, sind meistens hochsensible Kinder. Kinder, die das Gefühl haben, „ich passe nicht zu den anderen“.
Woher kommt dieses Gefühl?
Die Gesellschaft spricht in erster Linie nur den Kopf und nicht die Gefühle eines Menschen an. Wir belohnen rationales Handeln und kühles Denken. Sehr feinfühlige Kinder kommen sich oftmals „falsch“ vor und wie abgekoppelt vom Rest der Gesellschaft und den anderen Kindern.
Gibt es demnach Kinder, die „zu viel“ fühlen?
Nein, auf keinen Fall. Es ist eher so, dass Gefühle von ihrer Umgebung nicht hoch genug geschätzt werden. Hier ist auch wichtig festzustellen: Negative Gefühle sind genauso wichtig wie positive. Viele Eltern versuchen, ihre Kinder von negativen Gefühlen – wie Schmerz oder Trauer oder Wut – abzulenken. Aber sie gehören dazu, sie sitzen mit am Tisch. Unsere Gefühle sind wie Körperteile und wir brauchen sie alle, um ein ganzer, vollständiger Mensch zu sein.
Können Eltern diese Entwicklung beeinflussen?
In den ersten Jahren sind Kinder vollständig darauf angewiesen, dass ihre Eltern sie mit Sicherheit und Stärke versorgen. Bis Kinder in die Schule kommen, also mit sieben, saugen sie alles auf wie ein Schwamm. Sie ahmen nach, was sie beobachten. Und alles, was sie erleben, landet direkt im Unterbewusstsein, alles wird aufgezeichnet, Gutes wie Schlechtes. Wenn sie dann in die Schule kommen, dann müssen sie ausreichend Resilienz gesammelt haben, um gut zurechtzukommen.
Und welche Methoden können helfen, wenn ein Kind nicht zurechtkommt?
Wir beginnen immer mit Atemübungen: Jede Achtsamkeit fängt mit der Atmung an. Durch konzentriertes Atmen beginnen die Kinder wieder, sich und ihren Körper wahrzunehmen. Phantasiereisen, Meditation oder progressives Muskeltrainig eignen sich perfekt dazu. Die Kontinuität ist ein ganz wichtiger Faktor dabei. Das sind die besten Methoden zur Stressreduktion: Ich atme alles aus, was schwer auf mir lastet, und atme Stärke und Mut ein.
bw // Foto: privat
Mehr unter: katarina-sixt.de und einhornakademie.de