Vom Schreien über Lallen bis zum komplexen Satz

Satz

Wenn Eltern sich über das Sprachvermögen ihrer Kleinkinder unterhalten, hat das schon etwas von Olympia – höher, schneller, weiter. 

Während Julian bereits Papa und Mama sagen kann, gibt Tim noch gurgelnde Brabbelgeräusche von sich, Finn hingen plappert schon vor sich hin, dass er einen Ball haben will. Jedes Kind hat eben ein ganz eigenes Tempo. Ein Satz nach dem anderen eben.

Erste Lautäußerungen erklingen von etwa zwei Monaten an. In dieser ersten Lallphase gibt das Kind lautähnliche Geräusche wie „grgrgr“ von sich, sind ein monotones Quietschen und Gurren zu vernehmen. Von etwa sechs Monaten an entwickeln sich daraus erste Silbenketten, was sich wie ein „babababa“ anhört. 

In Alter zwischen zwölf und 18 Monaten beginnt das Kind, erste Wörter zu formulieren. Da ist mal „Mama“ zu vernehmen, wird die hochgereckte Banane mit einem „Nane“ kommentiert oder der Teddybär mit dem Wort „meins“ in die Arme genommen. Ab dem 18. Monat haben viele Kinder schon erste Sätze mit drei Wörtern gesprochen. Der aktive Wortschatz wächst bis zum zweiten Geburtstag auf etwa 50 Wörter, der passive Wortschatz ist deutlich größer. Im Alter zwischen zwei und drei Jahren erweitern die Kinder ihren Wortschatz täglich um etliche neue Wörter, sie entwickeln auch die Fähigkeit, einfache Fragen zu stellen. 

Vom dritten Lebensjahr an werden die Sätze länger, einige konstruieren bereits Nebensätze und bekommen ein Gespür für Zeiten, in dem sie von gestern oder auch von morgen sprechen. Im vierten Lebensjahr schleicht sich der Konjunktiv ein, wenn auch spielerisch, ins Leben der Kinder ein, – „Wenn ich eine Prinzessin (oder ein Ritter) wäre“ – und das Kind versteht jetzt auch schwierigere Satzkonstruktionen. Im Alter von etwa fünf Jahren sind mit den meisten Kindern ausführliche Unterhaltungen möglich. 

Sehr detailliert hat diese Sprachentwicklung der Deutsche Bundesverband der Logopädie auf seiner Webseite (www.dbl-ev.de) dargestellt. Dort ist auch das Sprachverständnis in den jeweiligen Altersabschnitten und das Verhalten der Eltern ein Thema, zudem gibt es Hörproben, wie Kinder im jeweiligen Altern sprechen. 

Manchmal jedoch kommen Mädchen wie Jungs ins Stocken, was Eltern sehr unterschiedlich reagieren lässt. Während die einen relativ gelassen bleiben, suchen andere eilends Hilfe und das am besten gleich beim Logopäden. Eine Suche, die nicht schnell zum Ergebnis führen wird, denn die Wartezeiten erstrecken sich häufig auf Monate. Dabei ist für gelegentliche Stolperer beim Sprechen nicht immer zwingend eine Therapie erforderlich. 

Der Bundesverband für Logopädie (dbl) setzt auf Früherkennung und -diagnostik, die zwei Zielen diene: „Erstens grenzt sie Sprachentwicklungsstörungen von sprachlichen Auffälligkeiten ab und zweitens bildet sie eine Grundlage für eine wirksame Frühtherapie“, heißt es in einer Broschüre des Verbandes zur Sprachentwicklung. „Dort werden in Checklisten die Meilensteine der kindlichen Sprachentwicklung ab der U6 bis zur U9 beispielhaft aufgeführt“, sagt Nikola Depel, Referentin des dbl, auf Anfrage. 

Treten Entwicklungsstörungen auf, sollten diese aus ärztlicher Sicht „so früh wie möglich und so intensiv wie nötig“ behandelt werden, empfiehlt der dbl. „Wichtig ist in jedem Fall eine umfassende Beratung der Eltern.“ Dazu gehören nach Angaben der Logopäden Informationen zum Sprachentwicklungsstand ebenso wie Hinweise auf sprachförderndes Verhalten. 

Mehr Beiträge zum Thema „Sprache“ findet ihr im aktuellen SLK Magazin.

Buchtipp: „Die kindliche Sprachentwicklung von der U3 bis zur U9“

Die Broschüre „Die kindliche Sprachentwicklung von der U3 bis zur U9“ stellt die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder (inklusive Sprachverständnis ) zu den Vorsorgeterminen der U3 bis zu U9 dar und benennt Test-und Screeningverfahren, die in der logopädischen Diagnostik zum Einsatz kommen können. Sie richtet sich an Eltern und alle Fachkräfte, die sich über den kindlichen Spracherwerb fundiert informieren möchten. 

www.dbl-ev.de 

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