Elena, 29, Studentin, Jakob, 38, Landschaftsgärtner, mit Jonathan, 5, und Elsa 3, Waldkindergartenkinder.
„Als es mit den Corona-Einschränkungen losging, haben wir das zuerst gar nicht so richtig mitbekommen. Ich hatte Semesterferien, es war also kein Problem, als der Kindergarten plötzlich nicht mehr geöffnet war. Wir hatten einen soften Übergang bis hin zu den Osterferien und haben die Beschränkungen also erst einmal nicht wirklich als Beschränkungen wahrgenommen. Jakob konnte auch die ganze Zeit normal weiterarbeiten. Ich hätte zwar nach den Osterferien mit meinem ersten Schulpraktikum beginnen sollen, das wurde natürlich verschoben. Wir haben dann das Beste aus der Situation gemacht: Wir konnten nicht in den gebuchten Osterurlaub auf den Bauernhof nach Bayern fahren – da haben wir das Geld in ein Trampolin für die Kinder investiert. Wir konnten plötzlich keine Freunde mehr treffen: dafür haben wir uns den Garten schön gemacht. Wir sind erst vor einigen Monaten in unser Reihenhaus mit Garten gezogen, und es gab und gibt noch sehr viel zu tun. Wir wohnen in der Nähe von Wald und Feld und Fluss, wir konnten also jederzeit mit den Kindern rausgehen – wenn es wirklich einmal nötig war. Die Kinder haben weder nach dem Kindergarten noch nach dem Turnen oder der Musikschule gefragt, in dem Alter vergessen Kinder noch ganz schnell.
Seit einer Woche gehen beide in die Notbetreuung im Kindergarten, ich wollte das Semester nicht komplett abhaken und habe sie deshalb dort angemeldet. Noch klappt es gut, es ist jetzt eine Art zweite Eingewöhnung und ich hoffe, dass es nicht zu viele Tränen geben wird. Finanziell haben wir durch den Shutdown keine Einschränkungen. Da ich studiere, bekommen wir Wohngeld und auch den Kindergarten bezahlt. Wir hatten also keine Nachteile. Für uns war es einfach eine Auszeit von der Normalität. Dazu kommt, dass ich kein Mensch bin, der viel ausgeht oder ständig Events mit vielen Menschen mag. Ich mag es eher ruhig und habe auch gern Zeit für mich. Zum Einkaufen habe ich die beiden Kinder nie mitgenommen, in der Zeit kam meine Mutter und hat aufgepasst. Wir haben also die Corona-Beschränkungen nicht zu 100 Prozent eingehalten, aber meine Mutter ist noch sehr jung und gehört nicht zu einer Risikogruppe. Da ich aus einer Großfamilie komme – ich habe insgesamt sieben Geschwister, und auch Jakob hat drei Brüder –, bin ich es gewöhnt, viele Aktivitäten innerhalb der Familie zu erleben. Wir gehen nie viel aus und fliegen im Urlaub auch nicht weit weg. Und wir fühlen uns durch unsere Familien zu jeder Zeit sehr unterstützt. Wir fangen uns gegenseitig auf. Trotzdem fand ich am Anfang – gesamtgesellschaftlich gesehen – die Maßnahmen übertrieben. Für viele Familien schien es eine sehr harte Zeit, aber auch vor allem, wenn man bedenkt, was sonst alles auf der Welt passiert: Kinder sind in Flüchtlingslager gesperrt, der Regenwald wird ungehindert abgeholzt … Inzwischen sehe ich das anders. Es war sinnvoll, dass wir unser Gesundheitssystem nicht überstrapaziert haben und Menschen aus Risikogruppen geschützt werden konnten.“