Warum französische Kinder brav ihre chocolat chaud trinken und deutsche Kinder nerven

französische Kinder

Liebe S.,

hast Du diese Woche schon mal in unser „Babytagebuch“ rein gelesen?

In der aktuellen Folge dreht sich alles um den Geburtsvorbereitungskurs. Wenn ich an diesen Teil meiner Schwangerschaft denke, dann

an:

  1. die Erkenntnis, dass ich das mit dem richtigen Atmen wohl nicht kapiert habe (sonst wären mir 40 Stunden Wehen und ein Kaiserschnitt erspart geblieben)
  2. einen Film über eine Wassergeburt, der sich unlöschbar in mein Gedächtnis gebrannt hat  (musste das ein? Am liebsten hätte ich anschließend einen Rückzieher in Sachen Geburt gemacht)
  3. eine neue Freundin, wir sehen uns bis heute.

Diese Freundin, nennen wir sie hier mal Jeanne, stammt aus Paris. Jeanne ist Anfang 30, klug und schön und habilitierte Juristin. Der Kurs kam Jeanne wie ein Panoptikum der Skurrilitäten vor. Allein diese Offenheit über intime Themen zu sprechen … bis heute erzählt sie fassungslos davon, wie ein werdender Vater lauthals über die Verdauungsprobleme seiner hochschwangeren Frau plauderte. „Und dann ‘at er gesagt: ‚du ‘ast doch immer schon Verstopfung ge’abt… !‘“

Noch deutlicher wurden die Gegensätze, als unsere Kinder auf der Welt waren. Jeanne bekam ein Mädchen, zehn Tage später bekam ich einen Jungen. In den ersten Jahren habe ich mir die offensichtlichen Unterschiede gern mit dem Jungs-Mädchen-Gap erklärt, heute habe ich selbst ein Mädchen und weiß deshalb: Ihre Kinder sind einfach besser erzogen. Punkt.

Jeanne und ich feierten natürlich auch den Rückbildungskurs zusammen ab und am letzten Tag erzählten alle Mütter, was sie so vorhaben. Die eine gar nix, die andere wollte in Urlaub, die dritte zum Pekip. Alle stillten, alle wollten mindestens ein Jahr zuhause bleiben.

Jeanne fing am nächsten Tag wieder an zu arbeiten. Und zwar Vollzeit. Stillen? Kommt ja gar nicht in Frage! In Frankreich stillt angeblich nur die Unterschicht.

Jeannes Tochter kam mit 10 Wochen zu einer Tagesmutter. Dass diese Tagesmutter Raucherin war, manchmal der Fernseher lief und in Sachen Essen (bio? gesund? frisch?) keinerlei Standards gesetzt wurden, kümmerte Jeanne überhaupt nicht. Die Tochter war fröhlich und blieb auch oft über Nacht dort. Mit drei Jahren kam das Mädchen in die Französische Vorschule und auch als sie da nicht so fröhlich war, blieb meine Jeanne unberührt. So ist halt das Leben.

Auch beim Thema Schlafen gab‘s keine Kompromisse. Jeanne kaufte sich das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ und wandte die Methode erfolgreich an.

Und natürlich der Klassiker. Kinder im Restaurant. Nie werde ich unseren Ausflug in den Zoo vergessen. Während Jeannes süße Tochter brav Flamingos bestaunte, sprang mein Sohn wie ein durchgedrehter Affe an einem in Augenhöhe angebrachten Schild hoch und rüttelte so heftig daran, dass er und das Schild mit lautem Getöse ins Flamingogehege krachten.

Ich hatte für dieses Benehmen keine plausible Erklärung.

Zum Abschluss sollte es heiße Schokolade geben. Doch sobald wir im Restaurant waren, wollten sämtliche Kinder lieber Pommes und Saft. Jeanne blieb hart. Ausgemacht war heiße Schokolade und die wurde auch bestellt. Punkt. Ihre Tochter musste dann zwar mehrmals leise und intensiv auf Französisch ermahnt werden, doch dann war der Becher leer. Ich war von diesem Schauspiel so fasziniert, dass mein Sohn die freie Zeit für allerlei Blödsinn nutzen konnte. Anschließend teilte er seine Pommes aber freigiebig mit seiner französischen Freundin.

Bis bald!

Deine …

BRIGITTE MOM BLOGS

3. April 2014

3 Kommentare

Fasziniert?
Mir tut eher das Kind der ach-so-tollen französischen Mutter leid.
Da werden Kinderseelen gebrochen, noch bevor sie Zeit hatten zu wachsen.
Und sowas wird dann in einem Blog wie diesem als nachahmenswert empfohlen?
Wie beschämend!

🙁

Liebe Michaela, vielen Dank für deinen Kommentar. Dieser Blog lebt ja davon, dass sich unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Meinungen beteiligen. Aber konkret zu diesem Beispiel: Hier treffen zwei Erziehungsstile aufeinander, sie werden aber nur beschrieben und (hoffentlich) nicht bewertet und ganz bestimmt nicht als nachahmenswert empfohlen. Auf bald, hoffentlich! Wir freuen uns auf deine Meinung! Die Redaktion

„Da werden Kinderseelen gebrochen, noch bevor sie Zeit hatten zu wachsen“ …..selten so einen Schwachsinn gehört. Fakt ist, dass die meisten Eltern heutzutage viel zu locker sind und sich zu sehr nach ihren Kindern richten. Es ist einfach Tatsache, dass die Kinder immer schlechter erzogen sind und teilweise respektlos und frech. Ich halte es eher so wie die französische Mama in diesem Beispiel, denn ich möchte keinen Quälgeist zu Hause haben, sondern ein gut erzogenes Kind, das mir mit Respekt begegnet. Das Wichtigste ist doch immer noch, dem Kind zu zeigen, dass man es liebt, für das Kind da zu sein und viel Zeit mit ihm zu verbingen. Kinderseelen werden wohl eher dann gebrochen, wenn man sich offensichtlich nicht für die Kleinen interessiert, so vernachlässigt und stets sich selbst überlässt.

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