Coco Chanel soll einmal gesagt haben: „Eine Frau, die ihre Haare schneiden lässt, ist dabei, ihr Leben zu verändern.“ Und was sagt Paulina? „Mama, ich will meine Haare schneiden lassen.“ Ob sie damit auch gleich ihr Leben auf den Kopf stellen möchte? Ich glaube (noch) nicht. Aber diese Aussage lässt ihre Mama Tina zumindest darüber nachdenken, dass ihre doch so kleine Tochter jeden Tag eine Haarspitzenlänge größer zu werden scheint.
„Sie liegt mir mit diesem Thema seit Wochen in den Ohren“, sagt Tina, als sie mit mir über die Freisprechanlage telefoniert, als sie auf dem Heimweg ist. „Ständig hat sie gesagt, dass sie endlich zum Friseur gehen und sich einen Pony schneiden lassen möchte. Sie wollte es unbedingt.“
Ich: „Und was hast du gemacht?“
Tina: „Ich habe sie erstmal davor gewarnt, dass sie die Haare im Gesicht bestimmt nerven werden, vor allem bei der Hitze.“
Als Tina eines Nachmittags dann aber selbst vom Friseur nach Hause kam, verschränkte Pauli die Arme und sagte vorwurfsvoll zu ihrer Mama: „Wieso darfst du zum Friseur? Ich will doch auch!“
1:0 für Pauli. Damit hatte sie ihre Mama schließlich von ihrem Vorhaben überzeugt.
Tina: „Wir sind zum Friseur gefahren – unter der Bedingung, dass sie dem Friseur selbst sagen muss, was sie gerne haben möchte.“
Da saß Pauli also, von einem großen Umhang umhüllt, auf dem Stuhl und schubste den Friseur Schnitt für Schnitt immer mehr in Richtung Traumfrisur. Das Resultat: Die Haare wurden immer kürzer und es gab einen Pony. Und Mama Tina war auch damit einverstanden.
Friseurbesuche und Mädchen, das ist so eine Sache. Und dabei ist es ganz egal, wie alt man ist. Entweder sie verlassen überglücklich den Salon oder sie trauern ihren Haaren nach. Und wie war es bei Paulina? „Sie freut sich riesig über ihre neue Frisur“, sagte Tina. Gott sei Dank!
Mit diesem Besuch ist Pauli wieder ein Stückchen über sich hinausgewachsen, denn sie sagt immer öfter, was sie möchte.
Tina: „Sie hat mir damit gezeigt, dass ich jetzt einfach nicht mehr so viel zu sagen habe, zumindest nicht, was das Aussehen betrifft. Seit bereits zwei Jahren entscheidet sie morgens selbst, was sie anziehen möchte, und nun eben auch über ihre Frisur.“
Tina macht eine längere Pause, was nicht an dem Verkehr liegt, denn die Straßen sind leer. Sie muss nachdenken, dann fügt sie hinzu: „Irgendwie bin ich da jetzt raus. Und das hat mir etwas Angst gemacht, muss ich sagen. Als ich dastand, war das ein ganz komisches Gefühl, dass das Kind beim Friseur sitzt und das erste Mal richtig sagt, was es will.“
Der Friseurbesuch war ein Höhepunkt des Sommers, der für Paulina aber natürlich vor allem dadurch bestimmt ist, dass man an jedem Wochenende an einem anderen Ort ganz ungeniert Karussell fahren oder Zuckerwatte essen kann. Vor allem die Geschwindigkeit hat es Pauli angetan.
Tina: „Autoscooter war in diesem Jahr bei ihr ganz groß im Rennen.“
Und das vor allem dann, wenn Papa Markus als ihr Beifahrer fungierte. Dass sie während der Fahrt von anderen „Autos“ gerammt wurden, fand sie allerdings nicht mehr ganz so „cool“, wie Paulina sagt. Was gibt es also Besseres als die Kerwe? Nicht viel, aber eine Sache fällt Paulina da sofort ein: nämlich das Thema Freundschaft.
Mit ihren fünf Jahren hat Pauli bereits erkannt, wie wichtig Freundschaften sind, und dass echte Freundschaften auch dann weiterbestehen, wenn man sich nicht jeden Tag sehen kann. So war ein weiterer Höhepunkt dieses Sommers das Treffen mit ihrem besten Freund Maxi, den sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte, weil das durch eine Krankheit nicht möglich war. „Er war endlich wieder bei Paulina und sie hat sich so sehr darüber gefreut. Auch wir Eltern waren davon sehr gerührt.“ Den Sommer komplett unbeschwert genießen konnte aber auch Paulina nicht, denn sie selbst wurde zum kleinen Patienten, als ihre Mandeln operiert werden mussten. „Aber sie war sehr tapfer“, sagt Tina. „Jetzt sind wir aber froh, dass sie wieder lachen kann.“
So kennen wir sie und so bringt sie auch uns zum Lächeln, jeden Tag eine Haarspitzenlänge mehr.
Von Ann-Kathrin Weber
Über die Autorin:
Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.
Hallo liebe Ann-Kathrin, es ist wie immer sehr schön und sehr lebendig geschrieben. Es macht immer wieder Spaß das Tagebuch unserer Pauli zu lesen. Viele Grüße Andrea H.