Das Klackern der umfallenden Dosen, das Gedudel des Karussells und das Knacken der Mandeln, die so herrlich süß schmecken. So klingt der Sommer für Paulina, denn dieser steckt voller Kerweabenteuer. „Sie hat auf die Kerwezeit hingefiebert und war und ist noch immer vollkommen im Glück. Karussell, Riesenrad, alles gehört dazu und nichts davon darf ausgelassen werden. Und das am besten an jedem Wochenende“, sagt Tina am Telefon, während sie den Nachmittag mit ihren zwei Mädels managt.
Ich: „Was gefällt ihr denn am besten an der Kerwezeit?“
Tina: „Ich glaube, die Süßigkeiten. Beim Kerweumzug in Hemsbach hat sie das allererste Mal Bonbons gesammelt – und das wie wild. Ich glaube, wir haben jetzt einen Vorrat für ein ganzes Jahr.“
Bisher war Paulina da eher ängstlich und zurückhaltend, schließlich geht es auf so einem Umzug laut zu und es sind viele Menschen unterwegs. Aber in diesem Jahr ist der Kerwe-Knoten geplatzt, wie ein Knallbonbon, an dem man zieht.
Tina: „Sie würde am liebsten jetzt schon die Tage runterzählen bis zur nächsten Kerwe.“
Und die kommt ganz bestimmt. Dann höre ich plötzlich eine junge Stimme am Telefon.
Paulina: „Hallo Anki. Ich war auf Kerwe in Weinheim. Uuuuuund mir hat das Riesenrad am besten gefallen.“
Alles klar, alles andere hätte mich auch gewundert. Denn Pauli liebt es, wenn alles bunt blinkt. Und wenn ihr ein bisschen mulmig war wegen der Höhe, dann hat sie sich einfach an ihrem Patenonkel Basti und an ihren Eltern festgehalten. Unten auf dem Boden wars aber ebenso schön – und vor allem ganz schön bunt. Pauli greift unglaublich gerne in die Verkleidungskiste und bei einem Stand probierte sie diverse Perücken und Brillen so lange aus, bis sie das Passende für ein Erinnerungsfoto von der Kerwe gefunden hatte.
Schritt für Schritt wird Pauli ein klitzekleines bisschen größer – und das nicht nur von ihrer Körpergröße her, sondern auch von ihrem Wesen. So ist sie in der Zwischenzeit eine stolze Cousine geworden – „das weiß mittlerweile jeder, weil sie es jedem erzählt. Sie hat auch schon große Pläne mit dem Kleinen“, sagt Tina, in deren Stimmlage ich jede Menge Stolz und Rührung, aber auch ein bisschen Wehmut hören kann, denn dafür kenne ich sie schon viel zu lange, um das zu überhören.
Für Tina als Lehrerin sind Stundenpläne, Schultüten und Co. nichts Neues. „Aber wenn ich die kleinen Erstklässler sehe, ist es für mich unglaublich, dass Pauli tatsächlich nächstes Jahr schon in die Schule kommt“, sagt sie.
Ich: … (ich komme nicht zu Wort).
Tina: „Weißt du, ich kann mir das beim besten Willen noch nicht vorstellen, dass ich da nächstes Jahr als Mama stehen werde mit meinem kleinen Baby, das dann in die Schule kommt. Das ist einfach unfassbar.“
Ich: … (Ich nicke, obwohl sie das am Telefon gar nicht sehen kann)
Tina: „Pauli ist schon so groß.“
Ich: … (Ich gebe auf und höre ihr einfach zu).
Tina: „Sie ist schon so groß, dass sie mich zum Sport begleitet. Während ich jogge, fährt sie mit dem Fahrrad neben mir her. Ich bin einfach so unfassbar stolz, wie groß sie schon ist. Die Zeit rennt und ich weiß gar nicht, wo sie die letzten Jahre geblieben ist. Verstehst du, was ich meine?“
Ich verstehe es und ich weiß, was sie meint. Umso schöner sind deshalb solche Tage, an denen die ganze Familie gemeinsam unterwegs ist, und auch die Großen wieder zu Kindern werden. Vielleicht sollte man es einfach öfter wie Pauli machen: „Was überlegst du noch so lange? Fahr eine Runde Riesenrad und nimm jemanden mit, an dem du dich festhalten kannst.“
Von Ann-Kathrin Weber
Über die Autorin:
Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.