Forscherfreunde

ForscherfreundeDas jüngste Kind der Familie ist drei Monate alt, als wir das Unternehmer-Ehepaar in ihrem Haus in Leimen besuchen. Aufmerksam hört es zu, wird nebenbei gestillt und schläft irgendwann ein (auf dem Diktiergerät hören wir später die allersüßesten Schmatzgeräusche). Die drei größeren Kinder sind in Kiga und Schule, aber selbst wenn sie da wären, „wäre es kein Problem, sich zu unterhalten, versichert Unternehmerin Annette Holthausen. „Sie sind es gewöhnt, sich selbst zu beschäftigen, wenn wir arbeiten.“

Unternehmerin ist Annette Holthausen, seit sie sich 2015 mit der Idee Forscherfreunde selbständig gemacht hat. Eigentlich hat die gebürtige Wuppertalerin VWL studiert und war zufrieden im öffentlichen Dienst angestellt. Auch das „Vereinbaren“ klappte mit ihrer Stelle und mit damals „nur“ einem Kind gut. Aber dann kam das zweite und dann das dritte Kind. Und vor Kurzem dann das vierte. „Die Idee etwas Eigenes aufzubauen hatte ich schon immer“, erzählt die 33-Jährige. „Ich war auch schon immer sehr an Naturwissenschaften interessiert – genau wie unser ältester Sohn Paul. Paul war eine richtige Inspirationsquelle für uns, er wollte ständig experimentieren, etwas bauen, etwas erforschen. Dieses Interesse an naturwissenschaftlichen Phänomenen haben alle kleinen Kinder, leider wird es – ganz im Gegenteil zu anderen Freizeitaktivitäten wie Sport oder Musik oder Kunst – nur wenig bis gar nicht gefördert. So geht das Interesse bei vielen Kindern  einfach wieder verloren. Das wollte ich ändern. Warum nicht einfach auch naturwissenschaftlich Spaß haben?“ Gemeinsam mit ihrem Mann Sven Leitner entwickelte sie die Idee zu den Forscherfreunden und als der dritte Sohn geboren wurde, meldete sie ihr Unternehmen an.

Die Forscherfreunde organisieren Feriencamps, Kindergeburtstage, Forscherkurse und Workshops für Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 14 Jahren. Vorab vergingen viele Monate des Vorbereitens, des Kalkulierens, der Konzeptarbeit. „Einen Tag war Anton alt, da habe ich noch aus dem Krankenhaus die erste Facebookanzeige für unsere neue Homepage geschaltet. Denn: wir hatten ja jetzt ein Unternehmen, nur, niemand kannte uns.“ Erst mal wurde also massiv Werbung gemacht. Flyer in ganz Heidelberg verteilt, plakatiert, „eine gute Mischung aus On- und Offlinewerbung“, erzählt Holthausen im Rückblick. Das ist heute nicht mehr nötig, die Forscherfreunde gibt es inzwischen an 12 Standorten zwischen Stuttgart und Düsseldorf und in den Hochzeiten, den Sommermonaten, „haben wir bis zu 30 Mitarbeiter“.

Inzwischen ist auch Ehemann Sven Leitner als kaufmännischer Berater mit ins Unternehmen eingestiegen. „Als unser dritter Sohn zur Welt kam, hat mein Mann ein Jahr Elternzeit genommen – ich wollte ja das Unternehmen voranbringen und da dachten wir, super Idee, Sven geht in Elternzeit.“ Was theoretisch „super“ war, fand der Arbeitgeber von Sven Leitner überhaupt nicht super. So lag es nahe, dass Sven Leitner sich ebenfalls selbständig machte und bei den Forscherfreunden einstieg. Inzwischen arbeiten beide mit vollem Einsatz für das Unternehmen.

Angeboten werden Workshops zum Beispiel für Kindergeburtstage, AGs- in Schulen und Feriencamps. „Die Kinder und Jugendlichen eignen sich ganz nebenbei Wissen an, wovon sie im weiteren Verlauf der Schullaufbahn und damit auch später auf dem Arbeitsmarkt profitieren werden“, erklärt Holthausen. „Wichtig ist aber, dass die Kinder Spaß haben – denn ohne Spiel und Spaß gibt es keinen Lernerfolg. Deshalb gibt es hier keinen Stress oder Zwang. Jeder darf hier in seinem eigenen Tempo forschen und tüfteln.“

So ganz nebenbei gründete Annette Holthausen auch die „parentrepreneurs“, ein Netzwerk für selbständige Eltern – und  solche, die Unterstützung auf dem Weg in die Selbständigkeit suchen. Inzwischen hat sie mit der Stadt Heidelberg und dem „Lokalen Bündnis für Familie“ einen starken Partner gefunden.

„Dieses Jahr machen wir zum ersten Mal einen kleinen Gewinn“, freut sich Sven Leitner. Er ist optimistisch, dass die sechsköpfige Familie bald von den Forscherfreunden leben kann.

bw // Foto: privat

Anfragen unter: forscherfreunde.de, familie-heidelberg.de/unternehmen/parentreneurs

 

4. November 2018