Meine beste Freundin, ihr Baby und ich

beste FreundinGespannt steht sie am Bahnsteig und tapst  ungeduldig auf dem Asphalt herum. Mit der einen Hand kratzt sie sich am Kopf, mit der anderen hält sie ihre Mama fest. Wann kommt er denn nun endlich, dieser Zug? Paulina wirft einen fragenden Blick nach oben in Richtung Mama. Dann kommt er. Schon von weitem hört und sieht man ihn. „Wir haben schon einige Male kleinere Fahrradtouren gemacht und wenn wir dann auf dem Feld parallel zur Bahn gefahren sind, musste ich immer anhalten. Nicht selten musste ich schon rund 20 Minuten mit ihr dort warten bis der nächste Zug kam, weil sie das so toll fand und ihn unbedingt sehen wollte“, sagt Tina.

Aber nur zugucken wurde dann auch schnell langweilig. Paulina möchte also unbedingt einmal selbst mit dem Zug fahren – und Mama erfüllt ihr diesen Wunsch. „Als wir am Bahnsteig standen, raste allerdings erst einmal ein Güterzug an uns vorbei, was sie dann doch nicht so witztig fand, weil es so laut war“, sagt Tina. Im Zug beobachtet Paulina dann Haus für Haus und Baum für Baum, die an ihr vorbeifliegen und kann den Blick nicht vom Fenster lassen. Ein kleiner Nasenabdruck bleibt an der Fensterscheibe zurück, als sie schließlich das Abteil verlassen.

Zwei Jahre wird Paulina im nächsten Monat schon alt – rasend schnell wie ein Zug gingen die vergangenen zwei Jahre vorbei, stellen Tina und ich fest, als sie mir von ihrem Ausflug berichtet. Paulina mag also Geschwindigkeit und das Reisen. Na, das kann ja heiter werden. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Tina und mich in ungefähr 16 Jahren, wie wir im Sonnenuntergang mit Taschentüchern winkend am Bahnhof stehen, weil Paulina in den Zug steigt und die Welt erkundet.

Tina: „Bis dahin haben wir ja noch ein bisschen Zeit.“

Sie holt mich aus meinem kitschigen Tagtraum zurück in die Realität – und die hat es in sich, denn Paulina ist und bleibt ein kleines Energiebündel. „Wir gehen gleich Schwimmen. Da ist sie immer ganz aufgeregt“, sagt Tina und ich höre Paulina im Hintergrund herumwirbeln. Sie mag es also nicht nur schnell, sondern auch rasant – super, dass es an Papas Geburtstag für Paulina mit Mama und Papa erstmals in ein großes Schwimmbad mit vielen Rutschen ging.

Ich: „Ist sie immer noch so sehr vom Schwimmen fasziniert?“

Tina: „Und wie! Sie fand es toll und ist gefühlte 20 000 Mal eine kleine Rutsche gerutscht.“

Ich: „Du wolltest dieses Jahr mit Paulina zum ersten Mal Ostereier bemalen. Hat das so geklappt wie du es dir vorgestellt hast?“

Tina: „Ja, das hat es. Es war zwar eine kleine Sauerei, aber da Paulina das Malen so viel Spaß macht, wollte sie fast nicht damit aufhören. Ostern haben wir bei Paulinas Großeltern gefeiert und Paulina hat zum ersten Mal Eier gesucht. Ihr Highlight waren aber nicht die kleinen Geschenke, die auch versteckt waren und die sie auch gefunden hat,  sondern die bunten Eier, die wir selbst angemalt hatten. Ehe ich gucken konnte, wollte sie die meisten schon verdrücken.“ Da saß sie nun mit vielen kleinen Eierschalen in den Händen in Omas Garten.

„Oma“ und „Opa“ gehören übrigens zu den neuen Wörtern, die Paulina nun sprechen kann – und fleißig anwendet. Einzig ihren eigenen Namen mag sie einfach nicht sagen. Etliche Male hat es Tina schon versucht. „Letztens habe ich sie beobachtet, wie sie mit ihrer Puppe, die sie „Nonni“ nennt, gespielt hat. Und auf einmal nannte sie sie Paulina“, sagt Tina mit einem verdutzen Blick. „Als ich sie dann nochmal danach gefragt habe, hatte ich keinen Erfolg mehr.“

Das Osterfest erlebte die kleine Familie wie so manches andere nun schon zum zweiten Mal und wird in manchen Abläufen auch immer geübter – auch in Sachen Kindergeburtstag, schließlich steht der zweite quasi schon vor der Tür.

Ich: „Bist du schon am planen und vorbereiten?“

Tina: „Ja, so ein Geburtstag will gut geplant werden. Wir feiern mit Paulina in diesem Jahr sogar zweimal. Da sie an Pfingstsonntag zwei Jahre alt wird, feiern wir mit der Familie. Einen Tag später dann mit ihren kleinen Freunden. Außerdem wird es wieder eine Piñata geben, wie es in Südamerika üblich ist. Süßigkeiten und Spielsachen fallen dann aus ihr heraus – ich sage dir: Das bringt Kinderaugen zum Strahlen.“

Das klingt ja mal nach einem Kindergeburtstag der Extraklasse, denke ich mir. Bei uns gab es damals nur olles Topfschlagen – war aber trotzdem schön. Ein weiterer wichtiger Punkt bei Paulinas Kindergeburtstag: Musik. Paulina liebt es zu tanzen. Sobald sie Musik hört, fängt sie an, mit ihren Hüften zu wackeln. Davon konnte ich mich schon etliche Male selbst überzeugen. „Da kommt das südländische Temperament ihres Papas in ihr durch. Denn von mir hat sie es sicher nicht. Ich tanze zwar auch mal gern, aber das darf dann halt keiner sehen“, sagt Tina mit einem Lächeln.

Bei all den schönen Momenten, die auf Tina warten, blickt sie doch auch mit ein bisschen Wehmut auf die vergangenen zwei Jahre. „Paulina hat gerade in der letzten Zeit so einen Schuss gemacht, dass ich sie oft beim Spielen beobachte und mich frage: Wie schnell kann es sein, dass ein Kind wächst? Es ist einfach unglaublich, das zu sehen. Wenn ich mir überlege, wie klein sie bei der Geburt war und dass sie sich einfach schon fast verdoppelt hat … es ist einfach unglaublich“, staunt Tina. Das Thema lässt sie nicht los, sie redet sich in Rage und fügt hinzu: „Es ist unglaublich, wie schnell Kinder einfach groß werden. Das merke ich in letzter Zeit immer mehr, gerade auch, weil sie schon zwei Jahre alt wird. Die Zeit rast – das sagt man nicht nur so, sondern das ist wirklich so. Es ist verrückt.“
Das ist es wirklich und ich frage mich, ob Tina und ich nicht doch schon im nächsten Augenblick wirklich am Bahnhof stehen und Paulina zuwinken werden? Aber jetzt heißt es erst einmal: Alles einsteigen, bitte! Es geht in Richtung drittes Lebensjahr.

 

Von Ann-Kathrin Weber 

Zur Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht ab sofort Baby Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

15. April 2016
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